Die hohe Wahlkampf-Kunst

APAKMA18 - 23052007 - MISTELBACH - OESTERREICH: ZU APA 371 KI - Kuenstler Herman Nitsch (l) und Niederoesterreichs LH Erwin Proell am Mittwoch, 23. Mai 2007 annlaesslich der Eroeffnung des Herman Nitsch gewidmeten Museums im Museumszentrum in Mistelbach. APA-FOTO: ERNST WEISS
Der Landeshauptmann pflegt regen Kontakt zur Kulturszene – das kommt ihm jetzt zugute.

Schauspielerin Elfriede Ott ist dabei, auch der Künstler Gottfried Helnwein, Autor Felix Mitterer und Filmregisseur Ulrich Seidl: Sie alle engagieren sich in der „Initiative Niederösterreich“, dem Komitee zur Unterstützung von Erwin Pröll. In knapp zwei Wochen, am 3. März, wird in Niederösterreich gewählt. Der Landeshauptmann hofft, die Absolute verteidigen zu können. Dabei sollen ihm unter anderem die vielen Prominenten aus der Kunst- und Kulturszene helfen.

Doch wie viel bringt das Engagement der Kulturschaffenden wirklich? Und warum werben so viele Künstler für Erwin Pröll?

Beziehungsmanagement

Niederösterreichs Landeshauptmann setze nicht nur in Vorwahlzeiten auf sie, er betreibe „Beziehungsmanagement auch in wahlfreien Zeiten“, analysiert der Politologe Peter Filzmaier. Anders würde es Pröll wohl auch nicht gelingen, so viele Prominente aus der Kunstszene für sich zu gewinnen. Der Kontakt zu Künstlern sei „Teil einer Gesamtstrategie, einer breiten Zielgruppenkommunikation“, um einen möglichst großen Personenkreis anzusprechen. Im Komitee engagieren sich ja neben Künstlern auch Sportler, Unternehmer, Studenten und Angestellte.

Auch der Politik-Berater Thomas Hofer ortet eine langfristige Strategie. Pröll habe sich „eine Community“ im Kunst- und Kulturbereich aufgebaut, die er pflege. Das sei eines seiner Markenzeichen. Das Engagement der Künstler für Pröll im Wahlkampf sei „ein Mosaikstein für das überparteiliche Landespapa-Image“. Pröll könne damit „Weltoffenheit zeigen, an Breite gewinnen und es hilft ihm, über die Parteigrenze hinaus zu grasen“, also auch Nicht-ÖVP-Wähler anzusprechen. Das passe zu den Wahlkampfplakaten, auf denen die Partei nicht aufscheint.

Die Werte für Erwin Pröll seien auch besser als jene für die ÖVP, ergänzt Filzmaier. Durch die Abgrenzung zur Partei gelinge es Pröll auch, Künstler anzusprechen, die etwa auf Bundesebene Sympathien für andere Parteien zeigen, meinen beide Experten.

Billig ist das Engagement für die Kunst nicht: Fast 116 Millionen Euro lässt Niederösterreich für die Kultur springen – rund 1,5 Prozent des Landesbudgets. Damit werden unter anderem das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich, die Festspiele in Grafenegg und das Festspielhaus St. Pölten finanziert.

Die Investitionen in den Kulturbereich haben Pröll aber nicht nur Lob eingebracht. Frank Stronach etwa echauffierte sich ebenso wie die FPÖ über das Nitsch-Museum.

„Man kann die Mittelverwendung kritisieren, aber bei den Künstlern kommt das gut an“, meint Hofer. Gottfried Helnwein bestätigt das. Pröll habe „für die Kultur mehr getan als viele andere“.

Kann es sein, dass sich manche Künstler für den Landeschef einsetzen, weil sie sich einen Benefit erhoffen? Hofer: „Kann sein, dass es für manche ein Dankeschön für ein Projekt ist, das Pröll umgesetzt hat, aber das ist ja nichts Ehrenrühriges.“

Beleidigung der Künstler

Im Büro Pröll weist man zurück, dass es finanzielle Gründe für den Einsatz geben könnte. „Zu glauben, dass man das Engagement der Künstler für den Landeshauptmann auf ihre geschäftlichen Interessen beschränken kann, ist doch eine sehr primitive Sicht der Dinge und eine Beleidigung der Künstler“, sagt Pröll-Sprecher Peter Kirchweger. Dass Stronach Förderungen wie jene für das Nitsch-Museum kritisiere, „zeigt doch nur, wie engstirnig er ist, und dass er von Niederösterreich keine Ahnung hat. Für das Land ist dieses Museum eine Bereicherung, weil daraus Dauerleihgaben im Wert von 5,6 Millionen Euro und Schenkungen im Wert von 500.000 Euro entstanden sind.“

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