Nachfolgerin von Michael Landau fix: Erste Frau an der Spitze der Caritas

Nachfolgerin von Michael Landau fix: Erste Frau an der Spitze der Caritas
Steirische Caritas-Direktorin Nora Tödtling-Musenbichler folgt Michael Landau als Präsidentin.

Die Vollversammlung der Caritas Österreich hat am Dienstag in Vorarlberg die steirische Caritas-Direktorin Nora Tödtling-Musenbichler zur neuen Präsidentin gewählt. Sie folgt damit Michael Landau nach, der am Samstag bekanntgegeben hatte, nach Ablauf seiner Amtszeit im Jänner 2024 nicht mehr zur Verfügung zu stehen.

Die 40-jährige Tödtling-Musenbichler war zuletzt bereits Vizepräsidentin der Caritas Österreich und seit 2022 die Direktorin der Caritas in der Diözese Graz-Seckau.

Mehr zum Thema: Caritas-Präsident Michael Landau hört auf

Sie ist damit nach Franz Küberl die zweite steirische Caritas-Chefin an der Österreich-Spitze der katholischen Hilfsorganisation. Küberl wiederum war der erste Laie (Nicht-Priester) in der Funktion eines Caritas-Präsidenten (1995-2013). Er folgte seinerzeit auf Helmut Schüller (1991-1995), der 1995 zum Generalvikar der Erzdiözese Wien ernannt wurde. Vor Schüller war der legendäre Prälat Leopold Ungar (1912-1992) Caritas-Österreich-Präsident (1964-1991).

"Netz der Mitmenschlichkeit"

Tödtling-Musenbichler äußerte sich erfreut über ihre Wahl und erklärte, die Caritas lebe in einer von Krisen, Unsicherheit und Komplexität geprägten Zeit "Werte der Solidarität und des Zusammenhalts" und wolle Zuversicht und Hoffnung geben. "Wir setzen uns als Caritas für alle Menschen ein, die keine Stimme haben oder nicht gehört werden, für Menschen am Rand der Gesellschaft in Österreich, ebenso für jene, die von Kriegen und Katastrophen weltweit betroffen sind. Wir brauchen ein tragfähiges und stabiles Netz der Mitmenschlichkeit", so Tödtling-Musenbichler.

Lob von Elbs und Landau

Der in der Bischofskonferenz für die Caritas zuständige Bischof Benno Elbs, Bischof der Diözese Feldkirch, der selbst an der Vollversammlung und der Wahl beteiligt war, gratulierte Tödtling-Musenbichler und betonte, er wisse die Caritas Österreich auch unter ihrem neuen Präsidium in besten Händen. 

Den scheidenden Präsidenten Landau lobte er dafür, dass er "den grundlegenden Auftrag des Evangeliums nicht nur in die Praxis umgesetzt, sondern ihn auch für alle Menschen zugänglich gemacht" und dabei "in unsere Welt übersetzt, konkret und spürbar gemacht" habe. Gleichzeitig sei er "manchmal ein Unbequemer, der sich bedingungslos in den Dienst derjenigen gestellt hat, die am Rande der Gesellschaft und des Lebens stehen".

Der scheidende Präsident Landau zeigte sich in einer ersten Reaktion erfreut, dass künftig eine "hochkompetente Frau" an der Spitze der Caritas Österreich stehen werde. Dies sei ein "starkes, weibliches Zeichen für die Caritas nach innen wie nach außen". Landau lobte die "soziale Ader" seiner Nachfolgerin mit Verweis auf ihren bisherigen Werdegang und betonte, er wisse die Verantwortung als Präsidentin der Caritas Österreich bei Tödtling-Musenbichler "in besten Händen". Mit ihr, Bodmann und den amtierenden Direktoren und Generalsekretären werde die Caritas "auch weiterhin die starke Stimme für soziale Gerechtigkeit sein".

Projekt Lerncafé

Tödtling-Musenbichler wurde 1983 in Judenburg (Stmk.) geboren und wuchs in Knittelfeld auf. Dort rief sie schon als Gymnasiastin am BG Knittelfeld ein Lernprojekt für benachteiligte Schülerinnen und Schüler ins Leben, für das sie Landeshauptfrau Waltraud Klasnic im Jahr 1999 mit der Humanitas-Medaille ehrte. Musenbichlers Projekt des ersten "Lerncafés" entwickelte sich seither zum Erfolgsprojekt und wuchs seither auf 68 Caritas-Lerncafés österreichweit an. Sie selbst absolvierte nach einem Semester Theologie den Lehrgang für Pastoralpsychologie und studierte zuletzt berufsbegleitend Social Management an der Donau Universität Krems. Die künftige Präsidentin ist verheiratet und lebt in Graz. Ihr Mann Maximilian Tödtling, ein laisierter (ehemaliger) Priester, ist diözesaner Koordinator der Krankenhausseelsorge.

Beruflich war Tödtling-Musenbichler ab 2004 stellvertretende Leiterin im Vinzi-Dorf der Vinzenzgemeinschaft Eggenberg, einer Einrichtung für obdachlose Männer mit schwerer Suchterkrankung. Ab 2010 war sie Koordinatorin und Leiterin der Vinzi-Werke Österreich, bis sie im November 2021 als Vizedirektorin ins Direktorium der Caritas Steiermark wechselte.

Zum Vizepräsidenten wurde Alexander Bodmann - neben Klaus Schwertner Direktor der Caritas der Erzdiözese Wien - gewählt. Überdies wurde noch Melanie Balaskovics, Caritas-Direktorin der Diözese Eisenstadt, ins Präsidium gewählt. Walter Schmolly, Caritas-Direktor der Diözese Feldkirch, wurde als schon bisheriges Präsidiums-Mitglied in dieser Funktion bestätigt.

Kommentare