Ab Freitag arbeiten Frauen gratis

Die Wiener Frauenstadträtin Sandra Frauenberger (l.) und Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek
Die SPÖ-Frauen fordern ein Schließen der Lohnschere. Die AK setzt auf Einkommensberichte der Unternehmen.

22,7 Prozent verdienen Frauen im Durchschnitt weniger als Männer. Um diese traurige Tatsache zu veranschaulichen, gibt es den Equal Pay Day am Freitag. Ab diesem Tag arbeiten Frauen statistisch gesehen gratis. Die SPÖ-Frauen machten heute mit einem Auftritt mit Krawatten auf die Thematik aufmerksam. Sie forderten ein Schließen der Lohnschere. Als Grundlage die Berechnung der Lohnschere werden die durchschnittlichen Gehälter von Vollzeitbeschäftigten auf 12 Monate hochgerechnet und verglichen. Im Vergleich zum Vorjahr findet der Equal Pay Day heuer um zwei Tage später statt.

Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek erklärte dazu bei der Straßenaktion der SPÖ-Frauen am Bahnhof Wien-Landstraße, damit sei ein kleiner Schritt zum Schließen der Lohnschere erreicht. Damit will sie sich aber nicht zufrieden geben: "Der Kampf um gerechte Bezahlung muss auf mehreren Fronten ausgetragen werden."

Maßnahmenpaket

Als wichtigste Maßnahmen sieht die Frauenministerin Investitionen in den Ausbau der Kinderbetreuung und Ganztagsschule, Motivation von Vätern, in Karenz zu gehen sowie die Evaluierung der Einkommenstransparenz. In den letzten Jahren seien wichtige Instrumente zum Schließen der Einkommensschere geschaffen worden, diese müssten evaluiert und weiterentwickelt werden, meinte Heinisch-Hosek. Auch die Wiener Frauenstadträtin Sandra Frauenberger versprach: "Wir werden nicht aufhören, weiter Druck zu machen und den Gleichstellungsprozess voranzutreiben". Die Wiener Vizebürgermeisterin Renate Brauner machte als einen Grund für die ungleichen Karrierechancen und Einkommen aus, dass Frauen immer noch überproportional für Haushalt, Kinderbetreuung und Pflege sorgen müssen

Von 100 auf 83 Tage

Die ÖGB-Frauen machten darauf aufmerksam, dass die Frauen 2004 genau 100 Tage gratis gearbeitet haben und der Equal Pay Day am 23. September lag. Heuer sind es "nur" noch 83 Tage, im Zehn-Jahres-Vergleich eine Verbesserung um 17 Tage. Für die geschäftsführende ÖGB-Frauenvorsitzende Renate Anderl schließt sich diese Schere zu langsam. Sie fordert daher konkrete Maßnahmen wie den Ausbau ganztägiger und flächendeckender Kinderbetreuungseinrichtungen sowie eine gesetzliche Verpflichtung zur Anrechnung aller Elternkarenzzeiten. Unter dem Motto "Gewinn mit uns" zeigen die ÖGB-Frauen heuer mit einem Kreuzworträtsel auf, dass die jährliche Verbesserung der Lohnsituation der Frauen nicht dem Zufall zuzuschreiben sei. Verpflichtende betriebliche Verhandlungen für mehr Einkommensgerechtigkeit, bis der Equal Pay Day am 31.12. stattfindet, forderte Ilse Fetik, Frauenvorsitzende der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp).

Wer setzt auf welche Maßnahmen

Arbeiterkammer Die Einkommensberichte, die seit heuer auch Unternehmen ab 150 Mitarbeitern erstellen müssen, sind aus der Sicht der AK ein nützliches Instrument zur Bekämpfung der Einkommensunterschiede. Einer Umfrage unter Betriebsräten zufolge wurden in jeweils einem Drittel der Fälle Frauen entweder schlechter eingestuft oder in der gleichen Entlohnungsstufe schlechter entlohnt als Männer. In Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten war es bereits der zweite Bericht: Die Qualität der Berichte wurde insgesamt besser, während die Lohnunterschiede leicht abnahmen, fasste Ingrid Moritz, Leiterin der AK-Frauenpolitik die Ergebnisse zusammen.

Die AK fordert eine verpflichtende gemeinsame Auseinandersetzung des Arbeitgebers mit dem Betriebsrat über die Ergebnisse und Schlussfolgerungen aus dem Bericht. "Es reicht nicht aus, Einkommensunterschiede festzustellen sondern es braucht einen verpflichtenden Maßnahmenplan zum Abbau von Einkommensunterschieden", meinte Moritz in einer Aussendung. "Außerdem verlangt sie Sanktionen bei Nichterstellung des Berichts und einen Wegfall der Verschwiegenheit.

Grüne Die Grünen fordern einen gesetzlichen Mindestlohn von rund 1.500 Euro monatlich und verpflichtende Einkommensberichte für alle Betriebe schon ab 25 Mitarbeitern. "Dort wo sich Einkommensdifferenzen zeigen, sollen Betriebe dazu verpflichtet werden, diese Einkommensunterschiede mit Hilfe eines Frauenförderplans so rasch wie möglich zu beheben", verlangte Frauensprecherin Berivan Aslan.

Team Stronach Gleichbehandlungssprecherin Martina Schenk meinte, dass die vor allem von Frauen geleistete unbezahlte Arbeit in den Einkommensvergleichen kaum berücksichtigt werde. "Pflegearbeit, Kinderbetreuung, Hausarbeit oder Erziehung haben einen enormen volkswirtschaftlichen Wert von geschätzten drei Milliarden Euro pro Jahr", so Schenk.

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