Elitegymnasien: „Das ist Steinzeit“
Das vereinbarte Stillschweigen über die Regierungsverhandlungen führt dazu, dass sich Gerüchte wie die Schwammerln auf feuchtwarmem Waldboden vermehren. Was den Bildungsbereich betrifft, wird kolportiert, dass am Ende nur wenige Gymnasien (mit Aufnahmeprüfungen) übrig bleiben werden – und die breite Schülermasse die Neue Mittelschule (NMS) besuchen wird.
Die Grünen warnen bereits vor „Elitegymnasien“, die in die „pädagogische Steinzeit“ führen würden. „Ich kenne kein Land mit guten Bildungsstandards, in dem es ein solches System gibt“, sagt Bildungssprecher Harald Walser zum KURIER. Auch Experten sehen das so.
Gerüchte vs. Fakten
Aber was ist wirklich dran an dem vermeintlichen Plan? Sind wenige Elitegymnasien und mehr NMS-Standorte tatsächlich der Kompromiss zwischen dem SPÖ-Standpunkt (Gemeinsame Schule für alle 10- bis 14-Jährigen) und der ÖVP-Position (Gymnasium muss bleiben)?
KURIER-Recherchen haben ergeben, dass die „Elitegymnasien“ noch kein Thema in den Verhandlungen waren. Bei den Gesprächen am Mittwoch ging es um die Volksschulen. Man hat auch begonnen, sich mit der Frage nach ganztägiger Betreuung an Schulen zu befassen. Am kommenden Sonntag will man dort anknüpfen. Eine Annäherung beim Thema „Gemeinsame Schule vs. Gymnasien“ zeichnet sich noch nicht ab.
Wahr ist aber, dass Salzburgs Landeschef Wilfried Haslauer (ÖVP) 2010 ein Konzept vorgelegt hat, das eine flächendeckende NMS vorsah. Parallel dazu sollten Schwerpunkt-Gymnasien (z. B. für Sport) bestehen bleiben. Weil Haslauer nun ÖVP-Bildungsverhandler ist, gehen manche davon aus, dass sein Papier der ÖVP-Vorschlag ist. Insider sagen dazu: „Das Modell ist sicher eine Variante, die besprochen wird.“ Die Chance, dass diese umgesetzt wird, sei aber eher gering, weil schwer vorstellbar sei, dass die SPÖ diesem Elite-Programm zustimmen wird. Und selbst in der ÖVP gebe es Vorbehalte. Der Druck auf Eltern, Schüler und Lehrer wäre viel größer als er derzeit ohnehin schon ist – vor allem in Städten. Zur Orientierung: In Wien besucht mehr als die Hälfte aller Schüler eine AHS-Unterstufe.
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