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Ein Drittel der Medizin-Absolventen arbeitet nicht als Mediziner
Rechnungshof-Prüfer sehen dringenden Handlungsbedarf für Politik und Unis gegen die hohe Drop-out-Rate – auch angesichts der Ausbildungskosten von 542.000 Euro pro Absolvent.
12/10/2021, 10:08 AM
Der Rechnungshof prüfte – auf Beschluss des Nationalrats – die „Ärzteausbildung“. Ergebnis: In Österreich besteht eine erhebliche Differenz zwischen der Zahl der Medizinabsolventinnen und -absolventen und der Zahl der in Folge im Arztberuf tätigen Ärztinnen und Ärzte.
Als Gründe sehen die Prüfer, dass die Absolventen schlicht einen anderen Beruf wählen oder ins Ausland abwandern.
Der Rechnungshof empfiehlt dem Gesundheitsministerium, dem Wissenschaftsministerium und den Medizinischen Universitäten Graz und Wien – aufgrund der Drop-out-Rate nach Studienabschluss von 31 Prozent – geeignete Maßnahmen zu setzen, um die ärztliche Berufstätigkeit von Medizinabsolventinnen und -absolventen in Österreich zu forcieren.
Die Prüfung ergab konkret, dass sich im Durchschnitt der Studienjahre 2008/09 bis 2018/19 nur 79 Prozent der Medizinabsolventinnen und -absolventen in die Ärzteliste eintragen ließen.
Und weiter: Nur 69 Prozent der Absolventinnen und Absolventen waren zur Zeit der Gebarungsüberprüfung auch ärztlich tätig.
Die Prüferinnen und Prüfer halten zudem fest: Immerhin konnte durch Zuwanderung von Ärzten aus dem Ausland der „verbleibende Verlust“ auf 20 Prozent reduziert werden.
Und dies alles vor dem Hintergrund, dass Österreich je Absolventin bzw. Absolvent bis zu rund 542.000 Euro ausgibt.
Planwirtschaft beim Medizinstudium nicht erfolgreich
Durch die Beschränkung des Zugangs zum Medizinstudium an den öffentlichen Medizinischen Universitäten ab dem Studienjahr 2005/06 lag die jährliche Absolventenzahl im Durchschnitt der Studienjahre 2011/12 bis 2018/19 bei 1.269 und somit um 19 Prozent niedriger als im Durchschnitt der Studienjahre 2000/01 bis 2010/11 (1.576).
Der Rechnungshof empfiehlt dem Gesundheitsministerium und dem Wissenschaftsministerium, gemeinsam mit den Medizinischen Universitäten die Absolventenzahlen des Medizinstudiums auch im Hinblick auf die Sicherstellung des Ärztenachwuchses zu evaluieren.
Auswirkung auf die ärztliche Versorgung
Von 2016 bis 2020 nahm die Zahl der allgemeinmedizinischen Turnusärztinnen und Turnusärzte in allen Ländern ab – dies in einer Bandbreite von 15 Prozent im Burgenland bis zu 43 Prozent in Kärnten und Salzburg, erklärt der Rechnungshof weiter.
Der Rechnungshof hält außerdem fest, dass die tatsächlichen Austritte aus der Ärzteliste von den Schätzungen der Ärzte-Ausbildungskommission für 2017 und 2018 deutlich abwichen.
So waren etwa für das Jahr 2018 die Schätzungen für Wien um 621 Prozent, für die Steiermark um 211 Prozent und für das Burgenland um 250 Prozent höher als die Austritte.
Ärztekammer verlangt bessere Arbeitsbedingungen
Attraktivere Arbeitsbedingungen bedeuten etwa eine Entlastung von bürokratischen Aufgaben oder auch Arbeitszeiten, die eine bessere Work-Life-Balance ermöglichen.

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