"Die Macht besteht in der Kraft zu blockieren"

„Landesparteien sind die Wurzel des Übels“, meint Hannes Androsch.
Ex-Politiker Hannes Androsch kritisiert die Macht der Länder, der Gewerkschaften und der Personalvertreter.

KURIER: Warum beharren die Bundesländer so sehr auf ihre Macht im Bildungssystem – und worin besteht die?

Hannes Androsch: Die Macht besteht in der Kraft zu blockieren. Sie ist aber nicht groß genug, um etwas zu bewegen. Das ist der Hauptgrund für den Stillstand und die Lähmung, die wir in so vielen Bereichen haben. Die Folge ist, dass wir sehr viel Geld ausgeben, und maximal mittelmäßige Ergebnisse bekommen.

Dabei zahlt der Bund jährlich rund 7,2 Milliarden Euro nur an Lehrergehältern.

Das ist aber vor allem ein Durchlaufposten an die Bundesländer. Selber hat der Bund keine Kontrolle darüber.

Worin besteht konkret die Macht im Schulbereich?

Die Landesparteien, die ja um ein Vielfaches mehr über Steuergeld in Form der Parteienfinanzierung verfügen als die Bundespartei, haben damit mehr Einfluss und spielen den auch genüsslich aus. Das ist die Wurzel des Übels. Die verfolgen dann ihre persönlichen Interessen – die Bundesregierung, wie die letzte Personalrochade einmal mehr gezeigt hat, ist selbst bei der Regierungsumbildung Zuseher von der Personalpolitik einer Landespartei.

Und die Gewerkschaften und die Personalvertretungen?

Die verteidigen die Privilegien, von der Arbeits- bis zur Urlaubszeit. Die haben einen großen Einfluss, dem sich kaum wer entziehen kann.Tatsache ist, dass Tausende in den Schulen sitzen, die der Unterrichtssprache nicht folgen können.Das Problem beginnt aber früher. Wenn man schon mit einem schweren Defizit eingeschult wird, dann ist das Dilemma schon in der Volksschule da. Und heraus kommt, dass so viele am Ende der Schulpflicht nicht rechnen, schreiben, lesen können. Das sind die Sozialhilfeempfänger von morgen.

Warum ist die Bildung für Sie persönlich ein so großes Anliegen?

Das ist mein sozialdemokratisches Verständnis von Chancengleichheit, die nur aus der Bildung heraus möglich wird. Je ungünstiger der familiäre Hintergrund, umso wichtiger ist etwa die Ganztagsschule. Aber genau so wichtig ist der ökonomische Aspekt: Wir werden die Zukunft nur gewinnen können, wenn wir über qualifizierte Mitarbeiter verfügen. Und das setzt die beste Bildung voraus.

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