Infomaschine der Regierung rollt wieder, aber Corona-Interesse geht zurück

Infomaschine der Regierung rollt wieder, aber Corona-Interesse geht zurück
Im Nationalrat treffen heute wieder einmal Regierung und Oppositionsparteien in der Corona-Krise aufeinander. Doch das Interesse an Corona sinkt.

Kanzler Sebastian Kurz und Vizekanzler Werner Kogler werden heute im Nationalrat wieder eine Erklärung abgeben. Recht viel mehr als das Wenige, was sie bei der Pressekonferenz am Dienstag gesagt haben, wird dabei wohl nicht zur Sprache kommen. Schulen und Gasthäuser dürfen ab 15. Mai wieder öffnen. Aber wie genau wollte man am Dienstag noch nicht verraten. Das könnte ja Fragen zu den Details im Nationalrat aufwerfen - daher wird man diese erst in den nächsten Tagen verkünden. Man versucht also, den Oppositionsparteien Wind aus den Segeln zu nehmen, indem man wichtige Forderungen erfüllt, aber keine eben Diskussion über Details zulässt.

Funktioniert ja bisher aus Sicht der Regierungsparteien auch ganz gut.

Vor allem die ÖVP profitiert in Umfragen von der Führungsrolle (Peter Filzmayer bezeichnete das gestern Abend in der ZIB 2 als Round-the-flag-Effekt, nach dem sich in der Krise kurzfristig das Volk immer dem Machthaber zuwendet), aber auch die Grünen, während insbesondere die FPÖ nach und nach an Zuspruch verliert. Totalopposition ist halt derzeit auch nicht so beliebt. Und bevor die anderen zum Schnaufen kommen, treten schon wieder türkise und grüne Minister zu anderen Themen auf. Heute ist Frauenministerin Raab dran. Gesundheitsminister Rudolf Anschober war am Dienstag gleich bei zwei Pressekonferenzen hintereinander im Einsatz. Doppelte Leistung, und das bei weniger (weil gespendetem) Gehalt. Nur Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) und Staatssekretärin Ulrike Lunacek (Kultur) durchbrechen durch mehr als verunglückte Auftritte die türkis-grüne Informationsstrategie, wie KURIER-Innenpolitikchefin Daniela Kittner treffsicher analysiert.

Dabei sinkt das Interesse an den Corona-Berichten seit einigen Tagen deutlich, nicht nur in Österreich sondern weltweit. Analysen des US-Blogs Chartbeat zur Folge gab es in den vergangenen Tagen schon um 7 Prozent weniger veröffentlichte Online-Berichte zum Thema Covid-19, immerhin aber noch circa 80.000 pro Tag. Die Zahl der Klicks auf diese Storys ist aber sogar um fast 25 Prozent zurückgegangen. Auf hohem Niveau freilich, wie untenstehendes Chart zeigt.

Infomaschine der Regierung rollt wieder, aber Corona-Interesse geht zurück

Corona-Suche im Internet geht zurück, aber auf hohem Niveau

Auch der Anteil an Corona-Artikeln an den weltweit insgesamt veröffentlichten Berichten ist zurückgegangen. Der Marktanteil an Corona-Storys sank von 31% auf 27% - innerhalb von drei Wochen. Alle Details dazu im Chartbeat-Blog.

Auch Interesse in Österreich lässt nach

Analysiert man die Google-Suchanfragen nach dem Wort "Corona" auf Google in Österreich, so erkennt man seit dem absoluten Höhepunkt am 15. März (am Tag vor den Ausgangsbeschränkungen) einen Rückgang um 75 Prozent.

Infomaschine der Regierung rollt wieder, aber Corona-Interesse geht zurück

Höhepunkt am 15. März, seither um 75 Prozent zurückgegangen

Spart man dieses Extremereignis an diesem Sonntag Mitte März aus und betrachtet etwa nur die letzten drei Wochen, dann hat das Interesse immer noch um etwa ein Drittel nachgelassen. Interessanterweise ist das Interesse in Oberösterreich am höchsten. Wien liegt am Ende der Skala.

Und im weltweiten Vergleich spielt der Suchbegriff Corona im Verhältnis zu allen in jenem Land getätigten Suchanfragen in Österreich eine besonders große Rolle. Nur in vier anderen Ländern wird verhältnismäßig noch mehr nach dem Virus gesucht. In Äthiopien, Nepal, Uganda und Deutschland. Allerdings wird weltweit auch stärker nach dem Namen der Erkrankung "Covid-19" statt nach Corona gesucht, aber dennoch: Ein wenig sind wir also doch Corona-Junkies.

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