Die Schulen sperren auf: Jetzt liegt es an uns
Es hatte zuletzt den Anschein, dass das Wiederöffnen der Beisln wichtiger ist als die Schulöffnung für 1,1 Millionen Schüler und 300.000 Kindergartenkinder. Das war jedenfalls der Eindruck vieler aus den Diskussionen der vergangenen Tage. Liebe Österreicherinnen und Österreicher, regelt das mit euren Kindern doch einfach selbst, so der Morgenappell in den vergangenen fünf Wochen. Auch im Wissen, dass damit zum überwiegenden Teil nur die Österreicherinnen gemeint sind. Österreich, Land der Mütter.
Digitalisierung
Die Schulschließung hat viele schmerzliche Versäumnisse offengelegt: Vor allem, dass wir die Digitalisierung im Bildungsbereich verschlafen haben. Das hatte auch Bildungsminister Heinz Faßmann im KURIER-Interview als Fehler eingestanden. Er hätte damit noch in der vorigen Regierung loslegen müssen, sagte er.
Versäumt wurde auch die Möglichkeit, alle Pädagogen behutsam ins 21. Jahrhundert zu holen. Während manche Lehrer ihre Schüler exzellent aus der Ferne über diverse Plattformen, mit Online-Tools und Gruppen- und Einzelvideochats betreuen, gibt es leider auch solche, die 17 Übungsblätter mit der Hand schreiben, mit einem Handy fotografieren und diese dann als Bilder in 17 Mails versenden. Und sich damit ohnehin unheimlich fortschrittlich fühlen.
Bildungsverlierer
Versäumt, wenn nicht sogar weitestgehend verloren, haben wir die Kinder aus bildungsfernen Familien, die ohne Computer oder Tablet, ohne Internetverbindung und manchmal sogar ohne Tisch daheim übrig bleiben. Einmal mehr wird klar, dass wir ein Schulsystem haben, bei dem der Status der Eltern entscheidend für die Karriere der Kinder ist.
Und nicht zuletzt wird schmerzlich bewusst, wie schlecht manchmal die Koordination unter den Lehrern ist. Sehr viele Eltern verzweifeln an der Aufgabenlast, die bewerkstelligt werden muss, als gäbe es keine Ausnahmesituation. Damit erhöht sich der Stress für Familien und damit auch der Druck, die Schulen zu öffnen.
Neue Hygieneregeln
Jetzt aber wird das Land schrittweise aufgesperrt, auch die Schulen ab dem 4. Mai. Zuerst nur für Maturanten und Berufsschüler, die vor dem Abschluss stehen. Drei A4-Seiten sind die neuen Hygieneregeln lang, die das Ministerium erstellt hat, in der Hoffnung, dass diese so weit umsetzbar sind, dass auch Jüngere damit klarkommen.
Was uns aber allen klar sein muss: Die Regierung hat ihren Teil abgeliefert, die Infektionszahlen sind sehr niedrig, das Hochfahren des Landes ist gerechtfertigt. Jetzt liegt es an uns, auch an den Schülern, das nicht zunichtezumachen. Denn sollten die Infektionszahlen wieder steigen, können wir uns keinen zweiten Lockdown leisten, weil wir das wirtschaftlich nicht überleben können. Hoffentlich sind wir dafür klug genug.
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