Die Industriellenvereinigung will Polys in die Berufsschulen integrieren

Mehr Schüler pro Werklehrer - das befürchten die Direktoren.
Die Industriellenvereinigung stellt ihre Reformvorstellungen für die Oberstufe vor.

In der Schule ist der Reformbedarf groß. Bei der Industriellenvereinigung (IV) weiß man das, gehört die Industrie doch zu den wichtigsten Arbeitgebern. Weil die Not groß scheint, hat die IV ein Konzept für eine Bildungsreform entwickelt. Die Pläne für eine Neustrukturierung der Pflichtschule wurden im Herbst vorgestellt.
Am Donnerstag haben IV-Präsident Georg Kapsch sowie Generalsekretär Christoph Neumayer Vorschläge für eine Reform der Oberstufe gemacht, genauer für die Sekundarstufe 2, also für die fünfte bis 13. Schulstufe.
Den größten Reformbedarf sehen sie in den „Polys“ und den berufsbildenden mittleren Schulen (BMS) wie z. B. den Handelsschulen. „Hier gibt es die größten Abbruchquoten. Gerade einmal 45 Prozent, die eine BMS beginnen, schließen diese dann auch ab“, sagt Neumayer. Diese Schulform müsse genau evaluiert werden. Manche Lehrgänge könne man auslaufen lassen.
In den Polytechnischen Schulen gehe es mancherorts nur darum, die „Schulpflicht abzusitzen“, stellt Kapsch fest. Besser wäre es, diese Zeit zu nutzen, um die Schüler tatsächlich auf die Lehre vorzubereiten: „Dieses 9. Schuljahr sollte Bestandteil der Berufsschule werden.“ Generell müsse es das Ziel sein, „das Image der Lehre massiv zu verbessern“, so Kapsch. Etwa indem die einzelnen Schulformen durchlässiger werden und vermittelte Kompetenzen gegenseitig anerkannt werden. Auch die Angebote für Lehre mit Matura sollten ausgebaut werden.

Erfolgsmodell HTL

Weltweit einzigartig seien die berufsbildenden höheren Schulen. Hier will die Industrie nur kleine Verbesserungen anregen. So sollten Lehrplan, Inhalte und Strukturen besser mit Industrie und Wirtschaft abgestimmt werden. Weiteres Ziel: „Einige Qualifikationen sollen von Unis und Fachhochschulen anerkannt werden.“ Auch international sollte der Abschluss zukünftig höher bewertet werden.
Mit der AHS-Oberstufe zeigen sich Kapsch und Neumayer im Großen und Ganzen zufrieden. Verbesserungswürdig sei die Berufsorientierung: Externe Berufs- und Bildungsberater könnten hier gesetzt werden. Auch etwas mehr Praxisnähe täte den AHS gut. So werde wirtschaftliches Grundverständnis „kaum vermittelt“. Und auch in den Fächern Mathematik und Naturwissenschaften sollte der Unterricht weniger theoretisch sein. Die Hoffnung: Mehr AHS-Abgänger interessieren sich später für ein naturwissenschaftlich-technisches Studium in einem der sogenannten MINT-Fächer.
Kapsch ist zuversichtlich, dass sich in der österreichischen Bildungslandschaft etwas bewege. Das zeige Vorarlberg, wo ein ÖVP-regiertes Land die Gesamtschule flächendeckend einführen will.

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