Die FPÖ verliert ihr jüdisches Aushängeschild

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David Lasar verlässt die Politik - wegen Martin Graf, dem er Nähe zum Rechtsextremismus vorwirft.

Der jüdische FPÖ-Abgeordnete David Lasar hat am Montag via Kronenzeitung seinen Abschied aus der Politik angekündigt. Als Grund gab er die Kandidatur von Martin Graf für die Nationalratswahl an.

Dieser ist Mitglied der Burschenschaft Olympia, die vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes als rechtsextrem eingestuft wird. Nun wurde Graf in Lasars Wahlkreis zum Spitzenkandidaten gemacht - für Lasar ein "Angebot an Rechtsextreme", wie er sagt.

Symbolische Kandidatur

Dabei wollte Lasar ohnehin nicht mehr kandidieren: "Ich bin 67, ich hätte nur symbolisch kandidiert, um der FPÖ zu helfen. Ich hätte das Mandat für einen Monat angenommen und wäre dann in Pension gegangen", sagt Lasar zum KURIER. Das hätte er der Partei auch klar kommuniziert. Daher sei sein jetziger Rückzieher auch "kein Überraschungsangriff". 

Nun ist Martin Graf freilich kein Neuer in der FPÖ. Warum sich Lasar gerade jetzt an dem burschenschaftlichen Hintergrund des früheren dritten Nationalratspräsidenten stößt? "Ich hatte immer ein Problem mit Graf", sagt Lasar. Man habe ihm aber immer gesagt, man werde sich von Graf ohnehin trennen. 

KLUBSITZUNG FPÖ: GRAF

Martin Graf

"Aus dem rechten Eck führen"

Das habe er geglaubt, da sich Strache aus seiner Sicht deutlich vom Rechtsextremismus abgegrenzt hätte: "Er wollte die FPÖ immer aus dem rechten Eck führen." Zur Trennung von Graf kam es allerdings nicht. Nun zieht Lasar seinen Pensionsantritt vor. Als Kritik an Strache oder der jetzigen Bundesparteiführung unter Norbert Hofer und Herbert Kickl will er das allerdings nicht verstanden wissen.

In der Wiener FPÖ wurde der Rückzug des jüdischen Aushängeschilds relativ emotionslos zur Kenntnis genommen: Ja, man sei darüber informiert worden, sagt eine Sprecherin.

Später am Montag erklärte Wiens FPÖ-Chef Domink Nepp, es habe nie ein Wort der Ablehung gegen Graf gegeben. Er sehe diesen auch "nicht als rechtsextrem". Die "Frustration" Lasars sei ebenfalls unverständlich, da dieser schon bei der letzten Wahl angekündigt hatte, es sei seine letzte Kandidatur.

Lasar fungierte als Verbindungsmann zwischen der FPÖ und der jüdischen Community und organisierte Reisen für Freiheitliche nach Israel. Letzteres hat auf Betreiben der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien keinen offiziellen Kontakt zu freiheitlichen Politikern - weshalb sich Lasar im Dauerclinch mit der IKG befand. 

Lasar war ab 2005 Wiener Gemeinderat, ab 2010 nichtamtsführender Stadtrat, ehe er 2016 in den Nationalrat einzog.

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