Die 52 fast vergessenen Toten

Hans Peter Doskozil will allen Soldaten die Hand reichen
Mehr als vier Dutzend Soldaten starben für Österreich. Jetzt sollen sie eine würdevolle Gedenkstätte erhalten.

Die jüngst gestartete Initiative von Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) für ein Soldatendenkmal soll den Schlusspunkt unter den teils würdelosen Umgang der Republik mit den Gefallenen des Bundesheers bilden. Was kaum bekannt ist: Schon 52 Soldaten starben seit den 1970er-Jahren für Österreich.

Etwas Dauerhaftes und Würdevolles müsse also her, befand Doskozil. Eine Idee, die etwa dem Grün-Abgeordneten Harald Walser nicht gefällt. Das angedachte Denkmal sei bloß ein "Zeichen für eine hochproblematische Remilitarisierung des öffentlichen Raums".

Für den früheren Generalstabschef Edmund Entacher ist das "der Beißreflex eines typischen Fundis". Nachdem das Bundesheer in der Ära von Minister Norbert Darabos aus der Krypta am Heldenplatz ausgesperrt wurde, sei es nun höchst an der Zeit für eine respektvolle Gedenkstätte.

Doskozil bleibt beharrlich, obwohl seine Initiative den ersten Anlauf in den Ministerrat nicht schaffte. Er will jetzt Kostenvoranschläge einholen. 250.000 Euro soll das Denkmal kosten dürfen, sagte er dem Kurier am Sonntag.

Auf dem Golan

Die ersten Gefallenen des Bundesheeres waren am 25. Juni 1974 Zugsführer Hans Hofer (30) aus Feistritz an der Drau, Korporal Helmut Sturm (21) aus Wien-Penzing, der 27-jährige Gefreite Walter Neuhauser aus Laakirchen und Wehrmann Alija Voloder (20). Sie waren mit ihrem Landrover am Golan auf eine Panzermine gefahren.

Nur wenige Wochen später starben auf Zypern vier junge Soldaten durch eine türkische Napalm-Bombe. Die vier Toten kamen im Frachtraum jener Maschine nach Wien, mit der auch 75 Kameraden zurückflogen.

Während einer kurzen Zeremonie am Flughafen mussten die Soldaten in der Maschine bleiben. Im KURIER stand damals zu lesen: "Der Herr Bundespräsident sprach, eine Kapelle intonierte die Trauermusik. In dieses Bild hätten die 75 Zypern-Heimkehrer mit ihren abgenutzten Uniformen, ihren müden Gesichtern und ihrem militärischen Gepäck nicht hineingepasst. So sagte man wenigstens. Und verwehrte ihnen mit dieser beschämenden Behauptung den Abschied von ihren toten Freunden."

Bis heute kamen in Summe 52 Särge nach Hause. Ein Major starb durch eine Sprengfalle, zwei Golan-Blauhelme starben bei einem Mordanschlag. Einer wurde in Tadschikistan erschossen. Es gab freilich auch tödliche Verkehrsunfälle, die in diesen Gebieten aufgrund des Chaos unvermeidlich erscheinen. Einige Soldaten hielten dem Druck nicht stand und begingen Selbstmord. Eines der letzten Opfer war Major Hans-Peter Lang, der durch eine gezielte, israelische Fliegerbombe im Libanon getötet wurde.

Besserer Umgang

Der Umgang mit Todesfällen seitens des Heeres besserte sich erst in den vergangenen Jahren. So wurde Major Lang bei der Veranstaltung "Soldier of the Year" posthum geehrt. Witwe und Sohn waren Teil einer berührenden Zeremonie.

Dass Denkmäler wichtige Orte für die Trauerarbeit sein können, zeigen Eigeninitiativen. Etwa der Gedenkstein, den Blauhelme auf der UN-Position 27 in Quneitra am Golan gebaut haben. Ob es den Gedenkstein noch gibt, ist unbekannt. Nach dem Abzug der Blauhelme vom Golan wird diese Position von der Al-Nusra-Front beherrscht.

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