Der Superdirektor soll alles richten

SP-Bildungsministerin Hammerschmid und VP-Staatssekretär Mahrer
Was sich im Alltag ändert: Bester Lehrer für mehrere Schulen; flexible Klassengrößen und Unterrichtszeiten.

"Es ist ein Neuland, das wir da betreten und ein mutiger Schritt", bescheibt Staatssekretär Harald Mahrer den Entwurf zur Bildungsreform, den er gemeinsam mit Bildungsministerin Sonja Hammerschmied präsentierte.

Wie will die Regierung die Schule verbessern?

Die Reform soll kostenneutral sein, da es kein frisches Geld gibt. Idee ist, Ressourcen an den einzelnen Schulstandorten zu bündeln, um das teure Schulsystem effizienter machen zu können. Bis zu acht Schulen einer Region oder eines Bezirks sollen sich in einem "Cluster" freiwillig zusammenschließen, mit einem "Clusterleiter" – eine Art Superdirektor – als zentralen Manager. Der soll umfassende Freiheiten haben wie der Schulalltag gestaltet wird, muss aber den Schulerfolg auch verantworten.

Was soll dieser Superdirektor künftig alleine, also autonom entscheiden können?

Er entscheidet, welche Lehrer neu aufgenommen werden und er hat freie Hand, wann die Schule offen haben soll, wann und wie unterrichtet wird und ob die Schulen ganztägig geführt werden sollen.

Was passiert mit den Direktoren, deren Schulen in einen Cluster kommen?

Sie werden nur "pädagogische Leiter" mit reduzierter Leitungsfunktion und sollen wieder unterrichten.

Direktoren werden mitunter politisch besetzt, und sind nicht immer geeignet. Wie soll gewährleistet werden, dass nur die Besten Leiter werden?

Die Politik verspricht eine professionelle Schulung für diese neuen Manager, und eine Objektivierung bei der Bestellung. Und sie werden am Anfang auf fünf Jahre befristet. Stimmt die Leistung der Schule oder des Schulverbandes nicht, wird der Chef nicht verlängert.

Bekommen die "Superdirektoren" mehr Gehalt?

Das ist nicht vorgesehen, sie bekommen, wie derzeit Direktoren auch, eine Zulage.

Können Lehrer durch den Clusterchef auch gekündigt werden?

Das ist nicht vorgesehen. Stimmt die Leistung eines Lehrers nicht, kann der Clusterchef aber Fortbildungen vorschreiben.

Und wie soll die Reform den Schülern helfen?

Die Schulverbände sollen eigene Schulprofile entwickeln und Schwerpunkte setzen. Die Hoffnung ist, dass die einzelnen Cluster untereinander in einen Wettbewerb treten um die beste Ausbildung für die Kinder. Durch das Bündeln der Ressourcen und weitgehender pädagogischer Freiheit soll sich auch der Schulalltag verbessern. Beispielsweise indem sich die Schüler die französische Revolution in Comics auf französisch erarbeiten.

Was heißt das für den Schulalltag?

Der Superdirektor soll alles richten
Die Schule könnte ab sieben Uhr früh offen haben, aber erst ab neun Uhr wird unterrichtet. Die Klassen- und Gruppengrößen als auch die Dauer der Unterrichtseinheiten können je nach Bedarf festgelegt werden. Es kann klassen- als auch Jahrgangsübergreifend unterrichtet werden. 50 Schüler könnten also vormittags gemeinsam eine Vorlesung besuchen, am Nachmittag in Kleingruppen das Gelernte vertiefen.

„Von dieser Reform profitieren in erster Linie die Kinder, denn mehr Freiraum für Schulen bedeutet mehr individuelle Förderung. Dass Schulen gemeinsam Schwerpunkte setzen, macht sehr viel Sinn“, betonten Wiens Stadtschulratspräsident Jürgen Czernohorszky und Bildungsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ).


„Die Einigung auf das Autonomiepaket ist ein wichtiger Schritt. Allerdings besteht es noch zu einem großen Teil aus Überschriften, viele Detailfragen sind ungeklärt. Aber wir werden uns konstruktiv in die Umsetzung einbringen“, so Oberösterreichs VP-Bildungslandesrat Thomas Stelzer.


„Das Autonomiepaket ist ein großer Wurf. Es bedeutet wenigerPolitik und mehr Demokratie für das Bildungssystem.Zudem spiegeln die Maßnahmen bürgerliche Werte wie Freiheit, Eigenverantwortung und Individualität wider“, so ÖVP-Generalsekretär Werner Amon.


„Die Vorschläge gehen weiter als alles, was wir bisher gesehen haben und entsprechen zentralen Forderungen“, so IV-Präsident Georg Kapsch.
„Ich sehe die Reform positiv. Einige unserer langjährigen Forderungen werden hierbei umgesetzt. Parteipolitik darf bei der Direktorenbestellung keine Rolle spielen, ungeeignete Leiter müssen zu jedem Zeitpunkt abgesetzt werden können“, so Wirtschaftskammerchef Christoph Leitl.


„Da steckt einiges drin, was uns weiterbringt. Es fehlt eine Schulfinanzierung nach einem Chancenindex, bei der die Mittel aufgestockt und nach dem Hintergrund der Schüler verteilt werden“, findet AK-Präsident Rudi Kaske.
„Die Regierung bäckt weiterhin nur kleine Brötchen. Große Bereiche wie die Verbesserung der Elementarpädagogik und Entscheidungen wie die Gemeinsame Schule lassen weiter auf sich warten“, befindet der grüne Bildungssprecher Harald Walser.


„Der Entwurf beinhaltet viele Vorschläge, die Neos unterbreitet hat. Es freut mich, dass unsere Ideen aufgegriffen werden“, sagt Neos-Bildungssprecher Matthias Strolz.

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