Der "starke Mann" Pröll hat noch was vor

Erwin Pröll
Pröll bleibt wohl bis zur Wahl 2018 Landeschef – und tritt vielleicht wieder an.

Die Überraschung quer durchs Land war groß. Dieser Umstand wiederum überrascht Erwin Pröll: Er habe "lange vorher" darauf hingewiesen, "dass in meiner Lebensplanung die Hofburg keinen Platz einnimmt".

Hinter den Kulissen wird freilich diskutiert, welche anderen Gründe Pröll zum Nichtantritt bewegt haben könnten. ÖVP-Insider berichten nämlich, dass seine bundesweiten Umfragewerte zuletzt nicht schlecht waren. Spekuliert wird, dass Erwin Pröll einer erwartbaren Schlammschlacht im Wahlkampf aus dem Weg gehen wollte. Mit Vorboten einer solchen musste er sich in den vergangenen Jahren immer wieder auseinandersetzen. Aus Werbeagenturkreisen ist zu hören, dass die Gerüchteküche der sozialen Netzwerke im Internet ein kaum zu bewältigender Faktor im Wahlkampf gewesen wäre.

Der "starke Mann", den sich die ÖVP im Amt des Bundespräsidenten gewünscht hat, bleibt also in Niederösterreich. Was aber heißt das für die Zukunft des Landes?

Kandidatur 2018?

Innerhalb der nö. ÖVP überwiegt die Erleichterung. Erwin Pröll garantiert Stabilität auf dem Weg in Richtung Landtagswahl 2018.

Und sollte er sich dann entscheiden, mit 71 Jahren noch einmal anzutreten, kommt einmal mehr der Stimmen-Faktor Pröll zum Tragen: Drei Mal holte die ÖVP mit ihm die absolute Mehrheit. Bei den vergangenen zwei Wahlen bekam er jeweils fast 300.000 Vorzugsstimmen. Werte, von denen mögliche Nachfolger nur träumen können.

Auch Rot, Blau und Grün zweifeln in NÖ nicht daran, dass sie es 2018 wieder mit einem Gegner Erwin Pröll zu tun bekommen. Würde er nicht antreten wollen, wäre es jetzt – bei der Hälfte der Legislaturperiode – höchste Eisenbahn einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin zu installieren.

Ein Fingerzeig ist die Regierungsklausur der nö. ÖVP kommende Woche.

Strukturreformen

Im St. Pöltener Landhaus war am Freitag zu erfahren, dass selten so viel Vorbereitungsarbeit angeordnet wurde wie dieses Mal. Ein Hinweis darauf, dass Pröll politisch noch einiges vorhat. Seit 2013 betonte er wiederholt, die vollen fünf Jahre im Amt bleiben zu wollen. Das untermauert ÖVP-Landesgeschäftsführer Bernhard Ebner: Der hohe Wählerzuspruch sei "ein klarer Auftrag, um sich voll auf die Arbeit in dieser Legislaturperiode zu konzentrieren". Wie aber sieht diese Arbeit aus?

Pröll kann davon profitieren, dass ihm die Mehrheit der Niederösterreicher seinen Verbleib im Land dankt. Dieser Zuspruch erleichtert vieles.

Als "starker Mann" lassen sich Strukturreformen durchsetzen – ohne eine "Denkzettelwahl" fürchten zu müssen.

Denkbar ist auch, dass der Landeshauptmann noch deutlicher gegen den Bund auftritt: als eine Art "Erwin Pröll 2.0" etwa in der Flüchtlingsfrage oder bei der Mindestsicherung seine Stimme laut erhebt.

Wer jetzt tönt, er habe durch seine Absage an Einfluss verloren, vergisst, dass Prölls ÖVP bei bundesweiten Wahlen gewichtige Stimmenanteile aus NÖ bringt.

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