Fragt man einen österreichischen Politiker, was sein liebstes Urlaubsland sei, wird er klarerweise sagen: Österreich. Da freuen sich die Österreicher (weil das eigene Land ja sowieso das schönste ist), es freuen sich die heimischen Touristiker (tolle Bilder!), und die Wirtschaft freut sich ohnehin.
Heuer gilt das mehr denn je. Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Reise-Beschränkungen machen das politisch Opportune wohl zur einzig praktikablen Option.
30 Prozent der Österreicher haben laut Statistik im Vorjahr ihren Urlaub im eigenen Land verbracht – das dürften heuer deutlich mehr werden. Die Politik macht es vor: 100 Prozent der Minister, Partei- und Klubchefs planen das laut KURIER-Rundruf. Obwohl der eine oder andere doch eingesteht, sich nach der Ferne zu sehnen.
Der grüne Gesundheitsminister Rudolf Anschober(Bild oben) etwa ist ein großer Italien-Fan – für ihn sind die geschlossenen Grenzen besonders bitter. „Ich hatte für April schon eine Nachtzugkarte in die Maremma gebucht, doch dann kam Corona“, erzählt er. Die Maremma ist eine sumpfige Küstenlandschaft im Süden der Toskana.
Der Oberösterreicher denkt alternativ an die „Hoamat“: Ein paar Kurztrips zu den Seen im Salzkammergut will er unternehmen, wenn es die Zeit zulässt.
Die Zeit nehmen wird sich Außenminister Alexander Schallenberg: Der gemeinsame Urlaub – im Vorjahr in Italien – hat für den geschiedenen Vater von vier Kindern einen besonders hohen Stellenwert.
Finanzminister Gernot Blümel kann seine freien Tage seit Corona an einer Hand abzählen. An Urlaub sei derzeit nicht zu denken, heißt es aus dem Büro des 38-Jährigen, der Anfang März Vater geworden ist.
Hauptsache Berge
Der enge Terminplan ist bei allen Ministern von ÖVP und Grünen ein Thema: Die tägliche Corona-Pressekonferenz kann man ja schlecht am Berg veranstalten.
Da zieht es nämlich viele hin. Kanzler Sebastian Kurzwill „die ein oder andere Wanderung unternehmen“. Wohl aber nicht in Begleitung von Hunderten ÖVP-Funktionären und Türkis-Anhängern wie zu Wahlkampfzeiten.
Beim Klettern an steilen Felswänden findet FPÖ-Klubchef Herbert Kickl Ruhe und Ausgeglichenheit – aus gutem Grund verrät er nicht, wo er am liebsten unterwegs ist. Corona hat an seinen Plänen nichts geändert: Ihn zieht es das ganze Jahr über in die „herrliche Bergwelt Österreichs“.
Ein „magischer Ort“ ist für ÖVP-Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck das Naturschutzgebiet Kaiserbachtal am Wilden Kaiser in Tirol. „Schon als Kind war ich dort mit meinen Eltern wandern, und bis heute strahlt dieser Ort eine besondere Ruhe und Schönheit aus“, schwärmt die Tirolerin.
Dort will sie auch heuer, in diesem „ganz besonderen Sommer“, wie sie die Corona-Zeit nennt, ein paar Tage Erholung suchen.
Viele müssen aber umdisponieren: Bei Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) etwa wird das Lieblings-Skigebiet zum Sommer-Urlaubsort: In Osttirol will sie mit ihrem Mann und ihrer 14-jährigen Tochter wandern gehen.
Eine ausgiebige Wanderung in den österreichischen Bergen plant die grüne Justizministerin Alma Zadić. Meer und Familienbesuch in Bosnien fallen – wie schon im Vorjahr wahlkampfbedingt – aus.
ÖVP-Integrationsministerin Susanne Raabhat im vorigen Sommer mit ihrem Mann Christian Sport-Urlaub am Gardasee gemacht, heuer wird es Sommerfrische in Österreich.
Wäre nicht die Corona-Krise, würde Innenminister Karl Nehammermit Frau Katharina und den beiden Kindern, zehn und elf Jahre alt, seinen Sommerurlaub unter der afrikanischen Sonne auf Teneriffa verbringen. Nun geht es auf den Katschberg und an den Wörthersee.
SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagnerwollte mit Mann Michael und den beiden Töchtern nach Israel und Zypern reisen. Solange es keine Flüge gibt, bleibt ihnen noch die alljährliche Option Steiermark.
Dort urlaubt übrigens auch Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger mit ihrer Familie – und zwar ausschließlich, jedes Jahr. Sie hat dort einen Zweitwohnsitz, der während des Lockdowns ihr Homeoffice war.
Ins südliche Österreich reist auch Umweltministerin Leonore Gewessler – natürlich mit der Bahn.
Noch etwas ratlos ist ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann. Sonst ist er im Sommer zum Segeln in Kroatien – das ist sein Hobby. Im Zweifelsfall geht er zu Hause seinem anderen Hobby nach: Gartenarbeit.
Ähnlich geht es dem grünen Vizekanzler Werner Kogler, der aus nachvollziehbaren Gründen noch nicht an Urlaub gedacht hat. Im Zweifelsfall sagt auch her: Österreich. Da gebe es „viele verschiedene wunderbare Plätze und Möglichkeiten“. Eh klar.
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