Psychiater Haller: "Viele empfinden Corona-Maßnahmen als Fußfessel"

Psychiater Haller: "Viele empfinden Corona-Maßnahmen als Fußfessel"
Reinhard Haller über fehlende Durchhalte-Parolen und wachsende Gewalt.

Der Psychiater Reinhard Haller analysiert, wie die Österreicher auf den bevorstehenden zweiten Lockdown im Vergleich zum ersten im März reagieren könnten.

KURIER: Herr Haller, innerhalb von acht Monaten kommt nun der zweite Lockdown. Wie wird die Gesellschaft die neuerlichen strengen Maßnahmen im Unterschied zum ersten Lockdown aufnehmen?

Reinhard Haller: Der erste Lockdown war etwas Neues. Man reagierte noch mit Neugierdeverhalten darauf. Viele freuten sich, dass sie endlich einige Dinge erledigen konnten, die sie schon ewig aufgeschoben hatten. Oder eben endlich mehr Zeit für die Familie hatten. Nur wenige empfanden die Maßnahmen als Fußfessel – denn in Wahrheit sind die Maßnahmen vergleichbar mit dieser Art von Strafvollzug. Jetzt aber werden die Maßnahmen von vielen Bürgern mehr als eine Fußfessel empfunden. Auch weil die Gruppe jener, die die Maßnahmen aus demokratiepolitischen Gründen hinterfragen, im Vergleich zum Frühjahr größer geworden ist.

Schon im Frühjahr verwendete die Regierung das Wort Ausgangssperre nicht – auch wenn es de facto eine war. Jetzt wird das Wort Ausgangsbeschränkung eingesetzt. Erweckt man nicht trotzdem die Assoziation, dass die Bevölkerung ab 20 Uhr eingesperrt wird?

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