Was uns die Regierung heute sagen könnte

Was uns die Regierung heute sagen könnte
Heute, 11 Uhr Vormittag, Kanzleramt. Der Regierungschef wird uns bekanntgeben, wie es mit uns weitergeht. Bleiben Ausgangsbeschränkungen und Ladenschließungen?

Beginn der vierten Woche. Seit 21 Tagen sitzen die meisten Österreicher nun zuhause. Die Geschäfte sind zu, Sportvereine und Fußballstadien ebenso wie die Theater und Kinos. Heute spricht der Kanzler das nächste Urteil über uns. Kommen weitere quälende Wochen auf uns zu?

Sonntag Abend hat sich die Regierungsspitze mit ihren wissenschaftlichen Beratern zurückgezogen, um die aktuellen Daten zu studieren. Klar ist, dass die Zahl der Neuansteckungen in der vergangenen Woche stark zurückgegangen ist. Zuletzt betrug der durchschnittliche Vier-Tages-Anstieg nur noch vier Prozent. Das spricht dafür, dass es Erleichterungen geben könnte. Der Kanzler selbst gilt als besonders vorsichtig. Die Zahlen geben ihm auch recht. Trotz der Abflachung der Kurve liegt Österreich innerhalb der EU noch immer im Spitzenfeld der Ansteckungen pro Million Einwohner.

Vergleich Österreich gegen Deutschland

Ziehen wir mal einen Vergleich mit Deutschland, Stand Sonntag Abend. Sie kennen das Spiel: Deutschland ist zehn Mal so groß, daher lassen sich auch ohne Kopfrechenkünste leicht Vergleiche ziehen. Österreich hat bisher 12.051 Fälle, Deutschland 100.024. Hier liegt Österreich also schlechter. Beim Zuwachs hingegen führen die Deutschen, dort steigen die Zahlen derzeit doppelt so stark wie bei uns. Bei der Zahl der Toten liegt leider der österreichische Wert höher (205 vs. 1.576). Viel besser liegt Österreich bei den aktuell kritischen Fällen: 244 sind es bei uns, 3.930 in Deutschland. Und die viel kritisierte Zahl an Tests: Österreich 108.000 vs. Deutschland 918.000 - auch hier also (ein knapper) Punkt für Österreich.

Neu ist diesmal, dass die Regierung auch die Daten aus der Auswertung einer signifikanten Stichprobe der Bevölkerung bekommt. Dazu wurden nach Marktforschungskriterien 2.000 Menschen in eine (virtuelle) Gruppe zusammengefasst. Besonders interessant wird dabei die Zahl jener Menschen sein, die bereits Anti-Körper gebildet haben, denn diese könnte auf die Dunkelziffer Rückschlüsse bieten, also auf die Zahl jener Menschen, die das Virus hatten, ohne es bemerkt zu haben.

Kleine Prognose

Was also wird heute passieren? Zunächst muss die Regierung wieder mal eine gemeinsame Linie präsentieren. Am Wochenende sind in den Fragen Corona-App (verpflichtend oder nicht), und Oster-Verordnung Zwietöne hörbar gewesen. Das schadet der Glaubwürdigkeit und dem Vertrauen. Auch die Datenpannen des Gesundheitsministeriums waren nicht vertrauensfördernd.

Was die Maßnahmen betrifft, hat es ja seit Freitag erste Andeutungen gegeben. Bis Ostermontag passiert gar nichts. Die Woche nach Ostern könnte dann für die Vorbereitungsarbeiten zur Wiedereröffnung genutzt werden, sie ist durch den Ostermontag ohnehin nur ein Rumpfwoche. Ab der letzten Aprilwoche - also ab dem 20.4. - könnten kleinere Geschäfte wieder öffnen. Unter der Voraussetzung von Abstand, Schutzmaske und Hygienevorschriften. Einkaufszentren, Schulen, Theater und Stadien bleiben zu, da können die Abstandregelungen kaum eingehalten werden. Auch Geschäfte mit Körperkontakt wie Frisöre, Massagen, Mani- oder Pediküre blieben vorerst geschlossen. Und was das Reisen betrifft, hat der Kanzler ja am Wochende auch erkennen lassen, dass es heuer wohl keine Auslandsreisen in typische österreichische Urlaubsdestinationen mehr geben wird.

Jedenfalls könnte mit der Teilöffnung des Handels auch eine Teillockerung der Ausgangsbeschränkungen folgen. Auch hier könnte gelten: kleine Gruppentreffen nur mit Maske, große Gruppen sollen sich weiterhin vorerst nicht treffen. Altere Menschen und jene mit Vorerkrankungen sind grundsätzlich weiter so wie bisher zu schützen.

Die Pressekonferenz der Regierungsspitze sehen Sie heute live im Stream auf kurier.at.

Zwei Mythen zum Virus

Am Wochenende kursierten in Sozialen Medien und WhatsApp-Gruppen wieder einmal die Theorien, dass das Virus künstlich in einem (chinesischen) Labor erschaffen wurde. Dazu sagte eine der renommiertesten Wissenschafterinnen zu dieser Virus-Form, dass das aufgrund der Struktur des Virus so gut wie unmöglich sei. Für Ilaria Capua von der Universität Florida stehe außer Frage, dass es aus dem Reich der Wildtiere komme, allerdings habe der Menschen diese Situationen erschaffen, um Viren gut übertragbar zu mache. Der Mensch behandle die Erde schlecht, raube Wildtieren den Lebensraum, verkaufe sie auf Märkten in Großstädten, die wegen mangelnder Hygiene, Armut und sozialer Ungleichheit in Pulverfass seien, so Capua in einem Bericht in der NZZ. Capua hatte übrigens schon im Jänner vor den verheerenden Folgen des Virus gewarnt.

Und Mythos Nummer zwei: Das Virus könne sich durch die Luft verbreiten. Tatsächlich haben Forscher festgestellt, dass im Labor auch Tiere angesteckt wurden, die in unterschiedlichen Käfigen gehalten wurden. Allerdings gab es bei diesen keine Krankheitsbilder. Die Viren wurden nur in den Schleimhäuten nachgewiesen. Meistgehörte Theorie dazu also: Man muss doch eine längere Zeitspanne mit jemandem in Kontakt gewesen sein.

Angst vor dem Laufen?

Und weil das Wetter so schön ist: Ein schnaufender Läufer sollte ebenfalls kein großes Ansteckungsrisiko sein. Aufgrund der größeren Menge an ausgeatmeter Luft ist es jedoch ratsam, den Abstand auf 2,5 Meter zu vergrößern. Auch weil die Luft beim Schnaufen ja viel stärker ausgeblasen wird. Meiden Sie also Läufer, denen bereits besonders die Puste ausgegangen zu sein scheint. Und überholen Sie diese besonders zügig. Das Laufen selbst wird jedoch dringend empfohlen, weil es das Immunsystem stärkt.

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