Das Fenster im Innenstadtpalais ist weit geöffnet, und während man davor stehend mit Salzwasser gurgelt, schweift der Blick über die Fassade der Minoritenkirche: Wer in diesen Tagen Kontakt zu einem positiv auf Corona getesteten Mitglied der Regierungsmannschaft gehabt hat, der wird an die formidable Aussicht am Minoritenplatz Nummer 5 verwiesen.
Hier, am Sitz des Bildungs- bzw. Wissenschaftsministeriums, wurde eine Corona-Teststraße für das Regierungsviertel eingerichtet. Und hier befindet sich mittlerweile eine der Schaltzentralen in der Pandemie-Bekämpfung.
Vom Ministerium aus starten Corona-Testteams (Schulärzte, Medizin-Studenten, Fahrer), die in den vergangenen zwei Wochen allein an den Wiener Schulen 2.700 Gurgeltests erledigt haben.
Auf den ersten Blick klingt das nicht spektakulär – wer, wenn nicht das Bildungsressort ist für die Schulen zuständig?
Tatsächlich aber haben die Gesundheitsbehörden in Gesundheitsfragen das Sagen.
Und das bedeutet, dass das Wissenschaftsministerium seine Ressourcen an den Medizin-Unis (Labore, etc.) nur einsetzen kann, wenn es die Gesundheitsbehörden darum ersuchen.
Dass die dem Wissenschaftsministerium unterstehenden Med-Unis mit ihrem Know How und den Fachkräften erst jetzt so in die Krisenbewältigung mit einbezogen werden, darf durchaus erstaunen. Dem Vernehmen nach hat Minister Faßmann schon im Sommer deponiert, dass man freie Laborkapazitäten habe. „Aber die Gesundheitsbehörden griffen darauf nicht zurück“, erzählt ein Beamter im Ministerium. Nachsatz: „Die Infektionszahlen waren im Sommer offenbar zu gering.“
Fest steht, dass bei der „Feinabstimmung“ für die Schulen und die entsprechenden Testungen zwischen den Behörden vieles nicht ideal gelaufen ist.
Wiens Bildungsdirektor Heinrich Himmer etwa hat zuletzt im KURIER-Podcast erklärt, dass am Schulbeginn eines der Probleme darin bestand, dass sich Behörden nicht darüber einig waren, wie man einen „Verdachtsfall“ in der Schule definiert. Die Frage, warum derlei nicht im Sommer geklärt werden konnte, blieb ihm erspart.
Aber auch so gibt es genug zu besprechen. So verhandelt das Bildungsressort gerade mit den anderen Bundesländern, ob man nach dem Wiener Vorbild irgendwie helfen kann. Und Tirol, Niederösterreich sowie die Steiermark haben erkennen lassen, dass sie die Sache zumindest interessiert – immerhin.
Kommentare