Die Messen hatten jedes Jahr mehr Zulauf als so manche Wirtschaftsschau. Doch heuer muss alles pausieren. Wie bei so manchem Verein, so mancher Organisation, die sich noch immer im Corona-Ruhemodus befindet. Aus Angst vor Infektionen, aus Angst vor Clusterbildungen. Das nährt die Sorge, dass das Virus dem Freiwilligenwesen in Österreich schweren Schaden zufügen kann, weil Ehrenamtliche wegfallen, weil die Nachwuchsarbeit auf Sparflamme läuft, weil sich freiwillige Mitarbeiter wegen dieser Situation zurückziehen.
„Viele sehen nun, dass sich die Welt auch ohne ihre ehrenamtliche Tätigkeit weiterdreht“, sagt Ex-Landeshauptmann Erwin Pröll, der als Aufsichtsratsvorsitzender der Kultur.Region.NÖ für das Freiwilligenwesen in seinem Land zuständig ist. Er sieht durch den Rückzug von Ehrenamtlichen das „gesellschaftliche Miteinander“ in Gefahr. Besonders zu spüren bekommt man es, wenn eine derartige Bewegung bei Feuerwehren, Rettungsorganisationen oder sozialen Vereinen einsetzt. Wenn da die Freiwilligen ausgehen, könnte das schlimme Folgen für die Gesellschaft haben.
Bei den Feuerwehren will man noch nicht zu sehr schwarzmalen. Man halte sich derzeit exakt an die Covid-Vorgaben, heißt es etwas aus dem NÖ Landesfeuerwehrverband. Allerdings: Man sehne auch den Tag herbei, wo all die Beschränkungen aufgehoben werden, weil der Zusammenhalt, „die Kameradschaft“ derzeit sehr darunter leiden würden.
Vielfach ist es weniger das Geld, um das man sich Sorgen macht. Entschädigungen aus dem NPO-Fonds (Non Profit Organisations) würden größtenteils funktionieren. Dazu hat Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) im KURIER-Interview am Sonntag klar gestellt, dass der Fonds nun verlängert werde.
Ein gezielter Rundruf unter über 300 Vereinen zeigt hingegen, dass es den Funktionären um die fehlenden sozialen Kontakte geht. Fast die Hälfte berichtet davon, dass das Vereinsleben mittlerweile stillstehen würde, nur ein geringer Teil konnte es im vollen Umfang aufrecht erhalten. Deswegen würden die Mitglieder in erster Linie unter der fehlenden Gemeinschaft leiden. Und sich ehrenamtliche Funktionäre deswegen auch zurückziehen.
Obwohl viele Vereine während des Lockdowns die Kommunikation unter ihrer Mitglieder verbessert haben, ist man überzeugt, dass Videokonferenzen das gewohnte Vereinsleben nicht ersetzen können. Genauso wenig, wenn es um das Engagement von Freiwilligen geht.
Die Probleme der Vereine und Freiwilligenorganisationen sind auch die Probleme der Städte und Gemeinden. Dort wird das gesellschaftliche Leben vielfach von diesen Einrichtungen dominiert. Dort muss man darauf schauen, dass diese Struktur weiter funktioniert, auch wenn nun wegen der Steuerausfälle weniger Geld im Gemeindebudget ist. Wir sehr das unter den Nägeln brennt, zeigt eine Aktion der Kultur-Region-NÖ: Da wurde im Frühjahr sogar eine eigene Deklaration für Regionalkultur verfasst.
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