Comeback Grafs in FPÖ umstritten: "Macht mehr Wirbel als Nutzen"

Nach Hübners Abgang will ein anderer streitbarer Blauer zurück ins Parlament.

Gerade erst hat ein Freiheitlicher wegen rechts-rechter Äußerungen das Feld geräumt, schon nimmt ein anderer vom äußeren rechten Rand seinen Platz ein: Martin Graf, ehemals Dritter Nationalratspräsident, lässt sich bei der Wahl im Oktober für die FPÖ aufstellen.

Wie berichtet, hat Grafs Wiener Parteifreund Johannes Hübner eine Wieder-Kandidatur ausgeschlossen, nachdem bekannt geworden war, dass er bei einer Rede vor Rechtsextremen in Deutschland mit einschlägig antisemitischen Codes und Witzchen aufgetreten war.

Graf füllt nun gewissermaßen die "Lücke", die Hübner hinterlässt. Der 57-Jährige ist FPÖ-Chef in Wien-Donaustadt und wird auf der Landesliste an wählbarer Stelle antreten, bestätigt die FPÖ – und stellt sich demonstrativ hinter ihren Funktionär. "Martin Graf ist Teil der freiheitlichen Familie, die Aufregung um seine Kandidatur ist völlig unverständlich", sagt FPÖ-Landesgeschäftsführer Anton Mahdalik zum KURIER.

Graf sei ein unbescholtener Staatsbürger, alle gegen ihn erhobenen Vorwürfe seien von österreichischen Gerichten abgehandelt worden. Es gebe also keinen Grund, sich an einem Parlamentscomeback zu stoßen.

Hinter den Kulissen dürfte es freilich doch Parteikollegen geben, denen da einige Gründe einfallen würden. Die Kandidatur Grafs sei durchaus umstritten, bestätigt ein Freiheitlicher im KURIER-Gespräch: "Viele halten die Rückkehr aufgrund seiner Vorgeschichte für keine gute Idee. Es macht mehr Wirbel als es Nutzen bringt."

Für welchen Bereich Graf eingesetzt wird, ist offen. Dem Vernehmen trat er von sich aus an die Partei heran, um zu kandidieren – und niemand wollte ihm den Wunsch abschlagen.

Ungeachtet der strafrechtlichen Vorhalte, ist Graf ein politisch jedenfalls umstrittener Blauer: Graf ist "alter Herr" der schlagenden Burschenschaft Olympia und sorgte ob seiner ausnehmend rechten Kontakte mehrfach für Irritationen: Als Dritter Nationalratpräsident lud er einen deklarierten Rechtsextremen für eine Buchpräsentation ins Hohe Haus; zudem hatten Mitarbeiter seines Büros erhebliche Abgrenzungsprobleme zum Rechtsradikalismus.


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