Causa Susanne Thier: Streit um neues "Krainer-Dokument"

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Mail soll Intervention zur Aufwertung des Postens von Kurz-Partnerin belegen. Die damalige Vorgesetzte von Susanne Thier weist das zurück.

Seit dem Geständnis von Thomas Schmid vor der WKStA hat die ÖVP eine Kampagne gegen dessen Glaubwürdigkeit entfacht. Er wird als Lügner, Baron Münchhausen und ähnlich bezeichnet. Schmid hat in seinem Geständnis Prominenz der ÖVP wie Sebastian Kurz, Wolfgang Sobotka und August Wöginger belastet, die sich dagegen wehren.

Um die Glaubwürdigkeit von Schmid geht es auch im Streit um eine Jobaufwertung für die Lebensgefährtin von Sebastian Kurz, Susanne Thier. Thier arbeitet in der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit im Finanzministerium.

Laut Schmid-Aussage hat der damalige Kanzler Kurz bei Schmid, damals Generalsekretär im Finanzministerium, interveniert, dass Thier mehr Gehalt bekommen solle, weil sie  viele Abendveranstaltungen betreue und die Arbeit zugenommen habe. Schmid sagt aus, er glaube, dass das im Jahr 2016 stattgefunden habe, erinnere sich aber nicht mehr genau. Auch wisse er nicht mehr, wie die Gehaltserhöhung vollzogen wurde, aber er erinnere sich, dass er Kurz den Vollzug gemeldet habe.

Das Finanzministerium dementierte letzte Woche eine Gehaltserhöhung für Susanne Thier im Jahr 2016.

In den Ministeriumsakten, die dem Untersuchungsausschuss vorliegen, ist jedoch ein Mail enthalten, das die Aussage von Schmid stützt. SPÖ-Abgeordneter Jan Krainer machte es am Sonntag öffentlich. Demnach wurde "über Auftrag von Herrn GS" (Generalsekretär, Anm.) "MEGA-DRINGEND" (sic!) ersucht, "die A1/2 Planstelle für Thier noch DIESE WOCHE (sic!) auf A1/3 aufwerten zu lassen. Kontaktnahme mit Pasquali nehmen."

Pasquali war Thiers Abteilungsleiter. Somit hatte Schmid das falsche Jahr zu Protokoll gegeben, das Mail stammt vom 17. Dezember 2018.

Auch aus einer Unterlage des Beamtenministeriums geht hervor, dass es eine (kleine) Gehaltserhöhung für Thier gegeben hat. Die Umstände werden aber von der ehemaligen Vorgesetzten von Susanne Thier ganz anders beschrieben, als es besagtes Mail vermuten lässt, wie sie in einer Reaktion auf die Vorbehalte von Krainer erklärt.

Demnach habe sie im November 2018 von ihrer Schwangerschaft erfahren und bereits ein Monat danach ihren Abteilungsleiter informiert. Gemeinsam mit ihm wäre entschieden worden, Susanne Thier die Karenzvertretung (stellvertretende Leiterin der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit, Kommunikation und Protokoll) zu übergeben, die sie als "meine längste und engste Mitarbeiterin" bezeichnet, weswegen sie auch die geeigneste Kandidatin dafür wäre. Die Gehaltsanpassung wäre aufgrund des Mehraufwands erfolgt, 68 Euro netto Mehrverdienst pro Monat. Sie verstehe nicht die Aufregung um einen normalen Vorgang.

 

Der Artikel wurde wegen dieser Reaktion um 19:45 Uhr aktualisiert.

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