Wie Eisenstadt nun die Causa Pilnacek angeht

EUROFIGHTER-U-AUSSCHUSS: PILNACEK
Nachdem das Verfahren aus Krems übertragen wurde, wird nun angeblich ein "Obergutachter" gesucht, der die Spekulationen beenden soll.

Das Pilnacek-Verfahren sei der Staatsanwaltschaft Krems nicht entzogen worden. Man habe es einer anderen Staatsanwaltschaft übertragen. Dass da jemand Fehler gemacht oder schlecht gearbeitet habe – diesen Eindruck habe man auf gar keinen Fall erwecken wollen, heißt es aus der Justiz zur jüngsten Entwicklung in der Causa um den verstorbenen Justiz-Sektionschef Christian Pilnacek.

Das sei damit gesagt. Nun zur Sache: Was genau macht die Staatsanwaltschaft Eisenstadt jetzt (anders)?

Zunächst einmal passt sie ihre Kommunikationsstrategie der Sensibilität der Causa an. Das Verfahren rund um ein mögliches Fremdverschulden wurde ja im Frühjahr 2024 eingestellt. Durch eine Weisung der Oberstaatsanwaltschaft Wien heuer im April muss erneut geprüft werden, ob nicht doch noch Ermittlungen rund um Pilnaceks Tod, der allzu schnell als Suizid abgehakt wurde, eingeleitet werden sollen.

Das Verfahren sei daher nur ein „Zwischenverfahren“, auch die Akteneinsicht sei nur eingeschränkt möglich, wird erklärt. Entsprechend eingeschränkt will man auf Medienanfragen hin Auskunft darüber geben, wie es um das Verfahren steht. Verzeihung: um das Zwischenverfahren.

Von vorne bis hinten

Die Strategie ist nachvollziehbar. In den vergangenen Monaten hat ein namhafter Ex-Politiker nichts ausgelassen, um die Kremser in seinem Onlinemedium wahlweise als inkompetent, faul und dumm zu diffamieren oder ein politisches Mordkomplott zu insinuieren, bei dem alle unter einer Decke steckten: ÖVP, Polizei, Staatsanwaltschaft, Niederösterreich. Die Burgenländer wollen nun einfach nur in Ruhe arbeiten.

Alles, was bisher geschah, soll evaluiert werden. Das bedeutet, dass man den gesamten Akt von vorne bis hinten durchgeht, um sicherzustellen, dass nichts übersehen oder möglicherweise falsch interpretiert wurde. Es bedeutet nicht, wie in Justizkreisen betont wird, dass ein etwaiges Fehlverhalten einzelner Staatsanwälte untersucht werden soll.

Alles inklusive Fotos des Leichnams

Der nächste Schritt, der in Eisenstadt „zurzeit nicht bestätigt“ werden kann: Es soll eine Art „Obergutachten“ angefertigt werden, in dem alle vorliegenden Gutachten einer Analyse unterzogen werden. Wie der KURIER erfuhr, wird dafür ein renommierter Gerichtsmediziner gesucht, der auch die Fotos des Leichnams vorgelegt bekommen soll.

In einem Buch über den Tod des Sektionschefs waren ja zwei Gerichtsmediziner und ein Unfallchirurg zitiert worden, die – einer mehr, der andere weniger und einer gar nicht – in den Raum stellten, dass Pilnacek gewaltsam zu Tode gekommen sein könnte. Mit dem Hinweis, dass sie nur das schriftliche Obduktionsgutachten lesen konnten und weder Fotos noch Leichnam jemals zu sehen bekamen.

Daten auf der Smartwatch

Dritter Schritt: Die Smartwatch, die Pilnacek bei seinem Tod am 20. Oktober 2023 am Handgelenk trug, soll ausgewertet werden. Diesmal aber ordentlich. Wie berichtet, waren die Daten bereits Gegenstand in den ursprünglichen Ermittlungen, wurden dann aber als unlesbar verworfen.

IT-Experten, die von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft zu einem anderen Aspekt in der Causa Pilnacek beauftragt wurden, fanden dann doch eine Datenbank mit lesbaren Gesundheitsdaten und regten an, dass man in Bezug auf die verschlüsselten Daten doch den Hersteller kontaktieren möge.

Wann ein Ergebnis vorliegt, ist völlig offen. Pilnaceks Tod jährt sich am kommenden Montag zum zweiten Mal.

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