Casino-Postenbesetzung: Razzia bei Strache, Gudenus und Sidlo

Casino-Postenbesetzung: Razzia bei Strache, Gudenus und Sidlo
Der neue Finanzvorstand der Casinos Austria, Peter Sidlo, soll seinen Posten aufgrund eines politischen Deals bekommen haben.

Beim neuen Finanzvorstand der Casinos Austria, Peter Sidlo, soll am Montag eine Hausdurchsuchung stattgefunden haben - das berichtet der Standard. Aber nicht nur er soll von den Ermittlern aufgesucht worden sein. Durchsuchungen gab es laut dem Bericht auch bei Aufsichtsratspräsident Walter Rothensteiner, Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache, Ex-FPÖ-Klubchef Johann Gudenus und bei Novomatic-Chef und Casinos Austria-Aufsichtsrat Harald Neumann.

Nach einer anonymen Anzeige ermittelt die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) laut dem Zeitungsbericht wegen des Vorwurfs, Sidlo, ein FPÖ-Bezirksrat in Wien, sei auf Basis eines politischen Deals in den Vorstand der Casinos Austria gekommen. Sidlo sei in der Folge auf einem Ticket von Casag-Miteigner Novomatic in den Vorstand entsenden worden. Im Gegenzug soll die FPÖ Entgegenkommen bei etwaigen Gesetzesänderungen beim kleinen Glücksspiel nach der Wiener Wahl signalisiert haben.

Die Beschuldigten haben die Vorwürfe bislang bestritten, auch von der WKStA erfuhr der Standard keine Details, da der Akt unter Verschluss sei. Allerdings bestätigte ein Sprecher, dass es an mehreren Standorten in zwei Bundesländern, Durchsuchungen gegeben habe. Der Verdacht der Bestechung und Bestechlichkeit stehe gegen sechs Personen und ein Unternehmen im Raum. Novomatic wollte die Hausdurchsuchungen nicht bestätigen.

Der Sprecher der Casinos Austria, Patrick Minar, bestätigte der APA die Razzia am Firmensitz, betonte aber am Telefon, dass es um die Besetzung Sidlos gehe, nicht um das Unternehmen. Die teilstaatlichen Casinos Austria seien nicht Gegenstand der Ermittlungen, so der Sprecher.

Der Aufsichtsrat der Casinos Austria hatte im März 2019 in einer außerordentlichen Sitzung einen neuen Dreiervorstand für das Unternehmen bestellt. Vorstandsvorsitzende wurde die frühere stellvertretende ÖVP-Obfrau Bettina Glatz-Kremsner, bisher Finanzvorständin des Unternehmens. Ihr zur Seite gestellt wurden als Kandidat der Sazka-Gruppe der frühere Erste-Banker Martin Skopek als operative Vorstand sowie eben Sidlo als Finanzvorstand. Sidlo wurde bestellt obwohl, wie Medien im Mai berichteten, die Personalberater von Egon Zehnder ihn für diesen Posten nicht empfohlen haben.

"Vorwürfe haltlos"

Der Novomatic-Pressesprecher, Bernhard Krumpel, sagte auf Anfrage, das Unternehmen werde vollumfänglich kooperieren, die Vorwürfe seien jedoch haltlos. Eine ausführlichere Stellungnahme lehnte Krumpel, unter Verweis darauf, dass es sich um einen Verschlussakt handle, ab.

Aus der FPÖ hieß es zu den Ermittlungen, man habe Kenntnis von den medial kolportierten Hausdurchsuchungen erlangt. "Die neue Parteiführung, aber auch die FPÖ stehen damit in keinerlei Zusammenhang. Wir warten die Untersuchungen und die daraus resultierenden Ergebnisse ab und hoffen, dass die Justiz zügig ermittelt", betonte die Partei.

Der WKStA-Sprecher betonte gegenüber der APA, dass die Ermittlungen rund um die Casinos-Vorstandsbestellung nicht in Zusammenhang mit dem Ibiza-Video stehen, dass Strache und Gudenus im Mai politisch zu Fall gebracht hatte. Strache sagte damals in dem heimlich aufgenommen mitgeschnittenen Gespräch mit einer angeblichen Oligarchin zu verdeckten Parteispenden: "Novomatic zahlt alle."

Novomatic steht in den Casinos auf der Seite der Republik, die über die Staatsholding ÖBAG 33 Prozent an der Casag hält. Größte Aktionärin der Casinos Austria ist die Sazka-Gruppe um den Milliardär Karel Komarek mit 38 Prozent. Novomatic hält 17 Prozent.

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