Simmering-Effekt: Häupls Kurs wurde bestätigt

Michael Häupl und Alexander Van der Bellen.
Das "blaue" Simmering drehte bei der Stichwahl auf Van der Bellen. Die innerparteilichen Kritiker des Wiener Bürgermeisters sind geschwächt.

„Die FPÖ“, hatte Wiens Bürgermeister Michael Häupl bei der Wahlkampf-Abschlussveranstaltung für Alexander Van der Bellen gedonnert, „ist das rassistische Gesicht Österreichs“. Häupl lehnte sich für Van der Bellen weit aus dem Fenster – und gewann. Ganz Wien färbte sich am Sonntag grün, auch Simmering, das bei der ersten Stichwahl im Mai noch blau gewesen war. Und das seit 2015 einen blauen Bezirksvorsteher hat.

Simmerings SPÖ-Bezirksparteichef Harald Troch ist einer der schärfsten innerparteilichen Kritiker Häupls und dessen Stadträtinnen. Troch verlangt – gemeinsam mit anderen Außenbezirken – eine Annäherung der SPÖ an die FPÖ. Die Außenbezirke entlang der Südosttangente geben dem rot-grünen Kurs der Innenstadtbezirke und der rot-grünen Rathaus-Koalition die Schuld am Vormarsch der FPÖ in den äußeren Stadtteilen.

Das Wahlergebnis vom Sonntag hat in dem innerparteilichen Konflikt nun die Linie des Bürgermeisters gestärkt und die Argumente seiner Kritiker geschwächt. Häupl hat das Heft in seiner Partei wieder fest in der Hand. Er wird den Kritikern zwar entgegen kommen und demnächst die Stadtregierung umbilden, aber die Bedingungen für den Kompromiss formuliert nun er und nicht die anderen. Im Laufe des Nachmittags wird eine offizielle Stellungnahme Häupls erwartet.

"Wir haben auch Simmering erreicht"

- Alexander Van der Bellen

Auch die Wiener Grünen sind erleichtert. Sie hatten befürchtet, dass eine Machtübernahme der Außenbezirke in der Wiener SPÖ Auswirkungen auf die Rathaus-Koalition haben könnte. Logischerweise hätten die Grünen mit einer SPÖ, deren Politik sich an der FPÖ orientiert, wenig Freude.
Vor diesem Hintergrund ist zu verstehen, dass die Van der Bellen-Anhänger am Wahlabend das Ergebnis in Simmering frenetisch feierten. Der angehende Bundespräsident widmete Simmering in seiner Dankesansprache eine eigene Erwähnung. „Wir haben alle Bezirke Wiens erreicht, wir haben auch Simmering erreicht“, sagte er in den vor Freude bebenden Sofiensälen.

Mit im jubelnden Publikum waren zahlreiche Wiener SPÖ-Politiker. „Der Herr Troch hat sich ja redlich bemüht, einen Wahlerfolg Van der Bellens zu verhindern – aber Simmering ist trotz Troch grün geworden“, ätzte einer der SPÖ-Politiker. Ein anderer sagte: „Vielleicht kapieren die Simmeringer jetzt endlich, dass es nichts bringt, mit den Wölfen von der FPÖ mitzuheulen, anstatt sozialdemokratische Standpunkte zu vertreten.“

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