Reaktionen der FPÖ auf Hofers Niederlage
Der knapp geschlagene Präsidentschaftskandidat der FPÖ, der dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer, hat am Dienstag in einem kurzen Statement vor der Vorstandssitzung seiner Fraktion die Österreicher gebeten, wegen des engen Wahlergebnisses nicht zu streiten. Im Internet habe es teils heftige Bürgerstatements gegeben. "Aber alle sollen zusammenhalten", so Hofer. Er hoffe, "dass Ruhe einkehrt".
Gestern habe er seinem siegreichen Gegenkandidaten Alexander Van der Bellen gratuliert, sagte der FPÖ-Politiker. Es sei nicht nur schwer, knapp zu verlieren, sondern auch, knapp zu gewinnen, so Hofer weiters in Richtung von Van der Bellen.
Spitzenkandidat?
Spekulationen wonach er, Hofer, womöglich dank der vielen erreichten Stimmen auch für die Freiheitlichen als Spitzenkandidat bei der nächsten Nationalratswahl antreten könnte, erteilte er eine Absage. Hofer wird hinter Strache auf der FPÖ-Liste kandidieren, um die Freiheitlichen zur stärksten Kraft im Land zu machen, sagte er. Einen Vorzugsstimmenwahlkampf gegen seinen Parteichef schloss Hofer auf Nachfrage aus. Zwischen ihn und Strache passe kein Blatt Papier.
Keine Anzeichen für Wahlbetrug
Zu einer angedeuteten möglichen Wahlanfechtung sagte Hofer, es gebe keine Anzeichen für einen Wahlbetrug.
Auf Facebook hatte Hofer zuvor seine Anhänger dazu aufgefordert, den Kopf nicht hängen zu lassen. Über einem Foto von sich und seiner Katze postete der knappe Wahlverlierer: "Wir sind heute noch immer etwas traurig. Aber die Arbeit geht weiter. Heute stehen eine Vorstandssitzung und eine Pressekonferenz auf dem Programm. Danach leite ich den U-Ausschuss. Kopf hoch, liebe Freunde. Österreich braucht Euch! Ich bleibe Euch treu!"
Der oberösterreichische FPÖ-Chef Manfred Haimbuchner sagte vor der Sitzung, in erster Linie werde man das beste Ergebnis analysieren, das seine Partei in der Zweiten Republik je erreicht habe - und nicht, ob man womöglich die Wahl anfechte. Wenn es Verdachtsmomente gebe, würde man denen aber schon nachgehen. Auf Nachfrage ob Hofer vielleicht ein zugkräftigerer Spitzenkandidat als Strache wäre, sagte Haimbuchner, Strache "war, ist und bleibt die Galionsfigur" der Freiheitlichen.
Kickl: "Wir sind ein Team"
FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl hat vor Beginn des Parteivorstandes am Dienstagvormittag mediale Spekulationen, wonach der knapp gescheiterte Bundespräsidentschaftskandidat Norbert Hofer aufgrund seines starken Ergebnisses das stärkere Zugpferd als Parteichef Heinz-Christian Strache sein könnte, zurückgewiesen. "Wir sind ein Team", sagte Kickl auf eine entsprechende Frage.
Das Ergebnis von knapp 50 Prozent der Stimmen bei der Präsidentschaftswahl würde zeigen, dass es stimme, was er schon immer gesagt habe, so Kickl: Nämlich, dass die FPÖ personell breit aufgestellt sei.
Im Vorstand werde man nun den Wahlkampf analysieren und "Norbert Hofer hochleben lassen". Gefragt nach einer Bilanz meinte Kickl, es sei der "erfolgreichste Wahlkampf, den die FPÖ jemals geführt hat".
Der Präsident des FPÖ-Bildungsinstituts, Hilmar Kabas, sagte bei seinem Eintreffen zu einer möglichen Wahlanfechtung, diese werde man dann durchführen, wenn Fehler gemacht worden sind.
Keinen Kommentar gab es vor dem Parteivorstand von Parteichef Heinz-Christian Strache und dem Wiener Vizebürgermeister Johann Gudenus. Man werde sich nachher äußern, hieß es seitens des FPÖ-Chefs.
FPÖ-Obmann Strache rief seine Fans - und Gegner - am Dienstag auf Facebook zu Besonnenheit auf. In den vergangenen Tagen hätten rund um die Präsidentenwahl viele User "völlig unangemessen reagiert und Kommentare hinterlassen, die mit dem Respekt gegenüber der Demokratie und auch gegenüber den Kandidaten und ihren Wählern völlig unvereinbar sind". Strache forderte eine "Abrüstung der Worte".
"Ich habe großes Verständnis dafür, dass viele von euch nach dem sehr knappen Wahlausgang enttäuscht sind", schrieb Strache am Dienstag auf seiner Facebook-Seite. "Und ich verspreche, dass wir Hinweise auf Unregelmäßigkeiten bei der Wahl sachlich prüfen und darauf angemessen reagieren werden. Jetzt gibt es ein demokratisches Wahlergebnis, das selbstverständlich anzuerkennen ist", meinte der FPÖ-Obmann.
"Ich fordere daher alle, die sich hier an Diskussionen beteiligen, dringend zur Besonnenheit und zur Mäßigung auf", schrieb Strache. Aufgrund der enormen Kommentarzahlen von meist über Tausend pro Posting - "unter denen sich wie gesagt leider zahlreiche indiskutable Äußerungen befinden" - sieht er sich laut eigenem Posting "gezwungen, viele meiner Einträge zur Bundespräsidentenwahl zu löschen".
Das sei sehr schade, "weil dadurch auch Diskussionen gelöscht werden, in denen Nutzer - Anhänger beider Kandidaten - in kultivierter Weise miteinander kommunizieren". In einem abschließenden "dringenden Appell" forderte Strache daher eine "Abrüstung der Worte".
Kommentare