Brandstetter: "Der Pausenclown bekommt den meisten Applaus"

Brandstetter spielt seit zwei Wochen den Regierungsmediator.
Justizminister soll die Regierung bis zur Wahl einen. Sein amikaler Stil kommt nicht nur in sozialen Medien gut an, die SPÖ bleibt kritisch.

"Bis nächste Woche! Da gibt’s wieder Ministerrat!", ruft Wolfgang Brandstetter den versammelten Journalisten im Kanzleramt zu – lächelnd und mit ausgebreiteten Armen, als wäre er Moderator einer Samstagabend-Show.

In den sozialen Medien hat der gut gelaunte 59-Jährige, zwei Wochen nach seiner Angelobung, schon Fans (obwohl er weder Facebook- noch Twitter-Profil hat). "Herr Vizekanzler, du machst das super", heißt es in einem Kommentar unter dem Live-Stream, der mehr als 6000 Mal aufgerufen wurde. Einige Facebook-User gaben dem Übergangsvizekanzler statt einem simplen "Like" ein Herzerl, andere quittierten seinen Auftritt nach dem Ministerrat am Dienstag mit einem zornigen Emoji.

Eine junge Frau spricht dem Noch-Koalitionspartner SPÖ wohl aus der Seele: "Wir wollen aber den Sebastian."

Dass der neue ÖVP-Chef Sebastian Kurz den parteilosen Justizminister Brandstetter als Vizekanzler vorgeschickt hat, missfällt vielen in der SPÖ. Kurz würde die "Verantwortung abschieben" und "U-Boot spielen", um im Oktober unbefleckt in die Nationalratswahl gehen zu können, lautet die Kritik.

"Mit Würde beenden"

Brandstetter lässt sich nicht beirren. Auch nicht davon, von KURIER-Karikaturist Michael Pammesberger in der Ausgabe vom Samstag als "Pausenclown" dargestellt worden zu sein. "Der Pausenclown bekommt ja den meisten Applaus, wenn das Programm vorher zu eintönig und fad war", sagt er lachend.

Seine Aufgabe nehme er sehr ernst: "Ich habe dafür zu sorgen, dass diese Bundesregierung ihre Tätigkeit mit Anstand und Würde beendet." "Eh nett", wird dieser Vorsatz beim Koalitionspartner kommentiert. "Aber was wir brauchen, sind fixe Zusagen in der Sache." Brandstetter hänge am Gängelband des ÖVP-Chefs, könne alleine nichts entscheiden. "Er bemüht sich redlich, aber mit ihm zu verhandeln, hat keinen Sinn", hört man aus der SPÖ.

Am Dienstag stand er etwa zwischen den Fronten, als die Minister einander beschuldigten, Gesetze des anderen zu blockieren. So wollen die Roten ein klares Ja zum Beschäftigungsbonus, die Schwarzen ihr Sicherheitspaket durchbringen.

Der Vizekanzler selbst zieht nach zwei Wochen im Amt ein pragmatisches Zwischenfazit: "Es geht schon etwas weiter, aber eben nicht so glatt und so schnell, wie man sich das erhofft."

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