Blaues Blut: Wo die FPÖ in der Familie liegt

Blaues Blut: Wo die FPÖ in der Familie liegt
Ob Heinz-Christian und Philippa Strache oder John und Johann Gudenus: Die FPÖ setzt auf Familybusiness.

Das Prinzip des Familybusiness wird unter den Blauen schon seit Jahrzehnten konsequent gelebt, macht es den Anschein. Die Mandatsübergabe von Heinz-Christian Strache an seine Frau Philippa ist nur eine von vielen bekannten Paarungen.

Durchforstet man die Geschichte von SPÖ und ÖVP – so findet man auch hier Familienbanden. Die prominentesten Protagonisten sind Erwin Pröll und sein Neffe Josef. Der eine war der mächtigste ÖVP-Landeschef, der andere Vizekanzler. In der ÖVP existieren auch Landeshauptmann-Dynastien. Bestes Beispiel: Josef Krainer senior und junior – beide regierten 48 Jahre lang die Steiermark. Das Pendant dazu: die Haslauers in Salzburg. Vater und Sohn Wilfried Haslauer bringen es auf 18 Jahre an der Macht.

Aus rotem Adel stammt Andreas Schieder, sein Vater Peter hatte 25 Jahre lang ein Mandat im Hohen Haus, Schieders Lebensgefährtin Sonja Wehsely war bis 2017 in der Wiener SP tätig.

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Heinz-Christian und Philippa Strache

Er brachte die Partei nach der ersten schwarz-blauen Koalition 2017 wieder in die Regierung. Nach 14 Jahren an der Parteispitze und Bekanntwerden der Ibiza-Affäre trat Heinz Christian Strache (50) am 18. Mai von allen Ämtern zurück. Straches Frau Philippa (32) ist FPÖ-Tierschutzbeauftragte, kandidiert auf der Wiener Liste für die NR-Wahl. Strache nimmt das EU-Mandat nun nicht an – wird indes als Spitzenkandidat bei der Wien-Wahl 2020 kolportiert. Bis dahin will er die Aufklärung der Ibiza-Causa vorantreiben. 

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Norbert und Petra Steger

Der Vorsitzende des ORF-Stiftungsrates (75) fiel jüngst immer wieder mit schlagzeilenträchtigen Äußerungen (Armin Wolfs „Stürmer“-Vergleich sei „pervers“) auf. Von 1980 bis 1986 war Norbert Steger FPÖ-Chef, von ’83-’87 Vizekanzler und Handelsminister ehe Jörg Haider ihn am Innsbrucker Parteitag 1986 stürzte. Stegers Tochter Petra teilt mit dem Vater nicht nur die Leidenschaft für Basketball, sondern auch für Politik. Die 31-Jährige ist Sportsprecherin der FPÖ und kandidierte bei der EU-Wahl.  

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Johann und John Gudenus

Anders als seine Brüder interessierte sich Johann Gudenus (42) schon sehr früh für Politik. In den 1990ern war Vater John Gudenus (1940–2016) Abgeordneter. In den 2000er Jahren wurde er wegen Wiederbetätigung verurteilt. Bis zur Ibiza-Affäre galt Johns Sohn Johann als Hardliner und als engster Vertrauter von Heinz-Christian Strache. 2005 bis 2015 hatte Gudenus ein Mandat im Wiener Landtag. 2015 bis 2017 war er nicht amtsführender Stadtrat und zuletzt FPÖ-Klubobmann.  

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Wendelin und Andreas Mölzer

Er ist der ideologische Haudegen der Partei und war fünf Jahre EU-Parlamentarier: Bis Andreas Mölzer (66) über seinen „Negerkonglomerat“-Sager stolperte und im EU-Wahlkampf 2014 zurücktrat. Sein ältester Sohn Wendelin (39) sitzt seit 2013 als Mandatar im Parlament und ist FP-Bildungssprecher. Der Mölzer-Clan gibt seit 1987 „Zur Zeit“ heraus, Wendelin Mölzer agiert als Chefredakteur. Die Wochen-Postille war vor der Digitalisierungsära (unzensuriert.at u.a.) eines der wichtigsten Medien für die FPÖ. 
 

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Uwe und Kurt Scheuch

Sie sahen sich schon als die Kennedy-Brüder von Kärnten. Uwe Scheuch (50) war der Frontmann, sollte Landeshauptmann werden. Kurt Scheuch (51) war der Mann fürs Grobe im Hintergrund. Doch nach einer Verurteilung in der Part-of-the-Game-Affäre trat Uwe 2012 zurück. Kurt wurde Vizelandeshauptmann, bei der Landtagswahl 2013 gab es jedoch eine empfindliche Niederlage für die FPK. Und auch Kurt machte den Abgang.

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Hans-Jörg Jenewein und Dagmar Belakowitsch

Die Medizinerin und Gesundheitssprecherin der FPÖ ist seit den 1990ern politisch aktiv, durch umstrittene Sager im Parlament (sie schlug vor, Asylwerber in Herkules-Maschinen außer Landes zu bringen, „dann könnten sie drinnen schreien, so laut sie wollen) bekannt. Dagmar Belakowitsch (50) kandidiert auf Platz 1 der  Wiener FPÖ für die NR-Wahl, Bruder Hans-Jörg auf Platz 7. Der FP- Mediensprecher (45) ist Fraktionsführer im BVT-Untersuchungssausschuss. 

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Jörg Haider und Ursula Haubner

Jörg Haider (1950–2008) war der Mann der rauen Töne, seine Schwester Ursula Haubner (73) war in ihrer Sprache sanfter. An Haiders Seite machte sie Karriere. 2003 wurde Haubner Staatssekretärin im Sozialministerium. Als die Partei nach den Querelen angeschlagen war, bestellte sie ihr Bruder 2004 auch zur geschäftsführenden FPÖ-Obfrau. 2005 wurde sie sogar Sozialministerin. Bei der Spaltung ging Haubner mit zum BZÖ.      

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Alois Huber und Kriemhild Trattnig

Die Kärntner Geschwister Alois Huber (6.v.l.; 1929–2007) und Kriemhild Trattnig (2.v.l., 82) galten als Förderer von Jörg Haider. Trattnig war FPÖ-Klubchefin und Frontfrau des deutsch-nationalen Flügels. Auch war sie die erste Politikerin, die als 2. Landtagspräsidentin amtierte. 1992 kam es ob Haiders „Buberlpartie“ und Kritik an ihr („Vertreterin der Goldhauben-Frauen“) zum Bruch. Für  Huber war das BZÖ „ein Piratenstreich erster Klasse“. 

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