Blackout-Probe "Helios": Regieren ohne Strom

Der Regierungsbunker in der Stiftskaserne bietet 400 Betten für die Minister
Fiktiv geht ab Montag in Österreich und seinen Nachbarländern plötzlich das Licht aus. Das Innenministerium probt den Ernstfall.

Mit der Krisenübung "Helios" will sich Österreich in den kommenden drei Tagen auf einen möglichen Ernstfall vorbereiten. Fiktiv gehen bei der Übung ab Montag in Österreich und vielen Nachbarländern plötzlich die Lichter aus. 100 Menschen werden dann gegen den "Blackout" kämpfen. Konkret werden das Innenministerium und das Energie-Ministerium (BMNT) den Ernstfall proben.

Am Mittwoch wird sich schließlich auch die Regierung nach dem Ministerrat über die Krisensituation informieren lassen und zum Abschluss der Übung ins Innenministerium stoßen.

Wäre der Stromausfall Realität, würde die Regierung in den Bunker in der Wiener Stiftskaserne gebracht, von wo aus der Kriseneinsatz koordiniert werden kann. Dort gibt es in kleinen Zimmern 400 Betten und ein ORF-Studio, um die Bevölkerung in Krisensituationen per Radio informieren zu können. Der Bunker kann wochenlang unabhängig vom Strom- und Wassernetz betrieben werden.

Eine andere zentrale Stelle, die bei solchen Krisen gefragt ist, ist die Austrian Power Grid (APG), die ebenfalls an "Helios" beteiligt ist. Der Netzbetreiber ist für den Stromfluss verantwortlich.

Drei reale Bedrohungen

Europa ist in Sachen Strom gut vernetzt, die Länder helfen einander gegenseitig aus. Verschiedene kleinere Probleme, die zeitgleich entstehen, könnten aber schnell zu einem "Blackout" führen.

Sieht man sich die jüngere Vergangenheit an, kam Österreich drei Mal einem "Blackout" gefährlich nahe. Die Gründe dafür waren unterschiedlich: Im Jänner 2017 war es über Wochen eiskalt, die Flüsse führten wenig Wasser, es war windstill. Österreich musste auf Strom aus Deutschland zurückgreifen. "Wäre das Wetter noch zwei Wochen so geblieben, hätten wir mit der Kontingentierung des Stroms beginnen müssen", sagt Michael Losch, vom BMNT.

Im Dezember 2017 verursachte eine Gasexplosion an einem Verteilerknoten in Baumgarten an der March kurzfristig massive Probleme mit der Netzstabilität.

Und wegen Reparaturarbeiten wurden im Dezember 2018 in Belgien sechs Atommeiler gleichzeitig vom Netz genommen. Auch in diesem Fall kam gerade noch rechtzeitig Hilfe aus dem Ausland.

Waren früher nur wenige große Kraftwerke in Betrieb, sind es heute mit Wind- und Sonnenstrom-Anlagen auch viele kleine, die noch dazu von Umwelteinflüssen wie Wind und Wolken abhängig sind. Das Netz damit stabil zu halten, wird also immer schwieriger.

Unklar ist derzeit, wie das Bundesheer auf einen Blackout reagieren kann. Die meisten Kasernen können nicht mehr autark agieren. Das soll zwar verbessert werden, noch ist aber nicht klar, wann. Derzeit wird eine Studie dazu erstellt.

Die Verantwortlichen von "Helios" betonen, dass es keinen Anlass zur Sorge gibt. Experten rechnen aber damit, dass binnen der nächsten zehn Jahre mit einem großen Stromausfall zu rechnen ist.

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