Bildungsstiftung: Protest gegen Budgetkürzung

Schüler heben Hände im Unterricht
Die Bildungsszene ist entsetzt: Ohne Forschung gibt es keine erfolgreiche Reformen.

Die Idee stammt vom ehemaligen VP-Minister Harald Mahrer: Eine Innovationsstiftung für Bildung soll dafür sorgen, dass das Bildungsniveau und die Innovationskraft aller Österreicher gefördert werden.

Konkret ist die Aufgabe dieser Stiftung, Bildungsprojekte wissenschaftlich zu entwickeln und durch Studien zu belegen, dass sie auch zielführend sind. Zudem soll sie Konzepte entwickeln, wie diese Ideen so umgesetzt werden können, dass sie auch im Klassenzimmer, im Kindergarten oder in sonstigen Bildungseinrichtungen ankommen.

Finanziert werden sollte die Stiftung aus der Bankenabgabe – insgesamt 50 Millionen Euro hätte der Finanzminister überweisen müssen. So sah es zumindest das Gesetz vor, das die rot-schwarze Regierung noch beschlossen hatte.

Türkis-blau hat dieses Gesetz jetzt gekippt. „Das bedeutet aber nicht das Aus für die Stiftung“, heißt es aus dem Finanzministerium. „Im ersten Jahr wird sie zwei Millionen erhalten. Gleichzeitig wird nach privaten Sponsoren gesucht, die künftig diese Spende steuerlich absetzen können.“ Im Folgejahr sollen zwei bis drei Millionen Euro locker gemacht werden.

Offener Brief

Also alles bestens? „Nein“, sagt die Bildungspsychologin Christiane Spiel. „Bereits die 50 Millionen Euro, die über fünf Jahre ausgeschüttet werden sollten, waren knapp bemessen.“ Das sieht nicht nur sie so. Viele in der Bildungsszene sind entsetzt. Die Verein „Bildung Grenzenlos“ hat aus diesem Grund einen offenen Brief an die Nationalrats- sowie Bundesratsabgeordneten sowie an die Regierung geschickt.

Spiel ist überzeugt, dass das Schul- und Ausbildungssystem in Österreich nur durch die empirische Bildungsforschung verbessert werden kann. Das zeige das Beispiel Deutschland, wo nach dem PISA-Desaster die Bildungsforschung breit ausgebaut wurde und inzwischen erfolgreich mit den Praktikern in den Schulen kooperiert.

In Österreich ist das anders. „Leider haben wir in der Forschung höchst unterschiedliche Standards. Zudem müssen wir oft auf Befunde in anderen Ländern zurückgreifen, was problematisch ist. Man kann Ergebnisse nämlich nicht eins zu eins übertragen.“ Es wäre vielmehr nötig, herauszufinden, welche österreichspezifischen Lösungen es braucht, so Spiel.

Wie wichtig es ist, dass neue pädagogische Konzepte wissenschaftlich begleitet und unterstützt werden, zeige das Beispiel der Neuen Mittelschule. Die sei umgesetzt worden, ohne dass man sich z. B. überlegt hat, wie man Lehrer darin schult, im Team zu unterrichten. Auch habe man sich keine Gedanken gemacht, wie die Kooperation von AHS und Hauptschule in der Praxis funktionieren könne. Ihre Schlussfolgerung: „Die missglückte Implementierung der NMS ist ein mahnendes Beispiel da für, was passiert, wenn Neuerungen nicht gut vorbereitet werden.“

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