Bildungsreform: Beim Schüler kommt zu wenig an

Bildungssystem ist teuer, im Klassenzimmer ist davon nichts zu sehen.
In der Schulverwaltung könnten bis zu 800 Mio. Euro jährlich eingespart werden.

Die Schüler werden immer weniger, dennoch steigen die Ausgaben für die Bildung erheblich. Rechnungshofpräsident Josef Moser kennt die Ursache: "Weil sich Bund, Land und Gemeinden die Kompetenzen teilen, ist die Verwaltung sehr teuer." Welche Auswirkungen der Kompetenz-Wirrwarr auf die Praxis hat, berichtete Moser bei einer Veranstaltung von "Neustart Schule", einer Initiative der Industriellenvereinigung und zwanzig Partnern.

Schon Kleinigkeiten seien eine administrative Herausforderung: "Wenn ein Inspektor feststellt, dass ein Fenster kaputt ist, kann er nichts machen." Noch mehr ins Gewicht fallen aber andere Dinge – etwa dass die Länder mehr Lehrer einstellen als mit dem Bund ausgemacht: "Das Land muss zwar einen Teil der Kosten erstatten, dennoch zahlt der Bund ordentlich drauf. Das war 2014/’15 österreichweit ein Mehraufwand von 121 Mio. Euro." Damit nicht genug: "Oberösterreich leistet sich z.B. einen Vizepräsidenten für 112.000 Euro im Jahr. Der darf beraten und Akteneinsicht nehmen – sonst nichts. Da fragt man sich schon: Braucht man das?"

Die Liste der Doppelgleisigkeiten ließe sich unendlich fortsetzen: So sind die Gemeinden für die Einstellung von Verwaltungspersonal wie Sekretärinnen zuständig. Kosten, die sich die Kommunen gerne sparen – auf Kosten des Bundes. Denn administrative Arbeiten werden in Pflichtschulen meist von Lehrern erledigt. Ein Drittel ihrer Arbeitszeit geht dafür drauf. Kein Wunder, dass Moser zu dem Schluss kommt: "Wenn wir die Schulverwaltung nicht reformieren, beeinträchtigen wir die Chancen unserer Kinder massiv."

Der Bund schafft an

Der Präsident der Industriellenvereinigung, Georg Kapsch, sieht sich bestätigt: "Vor drei Jahren sagte ich bereits, dass es nicht reicht, das Schulsystem zu reformieren. Wir brauchen eine Bildungsrevolution." Er nutzt die Gelegenheit, um vor dem 17. November noch einmal Druck zu machen, wenn die Bildungsreformkommission ihre Vorschläge präsentiert. Kapschs Forderung: "Die Schulverwaltung gehört in die Bundeskompetenz. Im Gegenzug müssen die Schulen mehr finanzielle, pädagogische und personelle Autonomie erhalten."

Hannes Androsch, Mitinitiator des Bildungsvolksbegehrens, sieht das Landeslehrersystem gescheitert: "Wäre alles beim Bund, könnten wir jährlich 800 Mio. Euro einsparen", schätzt er. Geld, das man etwa für den Ausbau der Ganztagsschulen nutzen könnte. Der ehemalige Finanzminister ist ungeduldig und mahnt: "Wenn die Regierung in der Bildungsreform nichts zusammenbringt, hat sie ihre Existenzberechtigung verloren."

SP-Bildungssprecherin Elisabeth Grossmann hat zumindest die Hoffnung nicht aufgegeben: "Die Landespolitiker wissen, dass es Änderungen braucht." Ihr Pendant von der ÖVP, Brigitte Jank sieht den Reformbedarf: "Ich wünsche mir ein System, in dem die Schule je Schüler einen Fixbetrag bekommt und für Kinder mit besonderen Bedürfnissen zusätzliches Geld." Das Ziel der Reform müsse jedenfalls sein, dass alle Schulabgänger lesen, schreiben und rechnen können.

Wie schwierig der Weg zur Reform werden könnte, machte eine Wortmeldung des nö. Landesschulratspräsidenten Heuras, der einen "Zentralismus für nicht gescheit hält." Darauf kontert Moser: "Sie haben eine Zwitterstellung. Das ist nicht gut für Sie. Es braucht klare Verantwortung." Immerhin: "Darüber können wir reden", sagt Heuras.

Kommentare