Deutsch-Test: "Defizite sind eine schlichte Katastrophe"

APA8126464-2 - 06062012 - WIEN - ÖSTERREICH: THEMENBILD - Illustration zum Thema Lehrer bzw. Lehrerdienstrecht. Im Bild: Eine Lehrerin unterrichtet am Montag, 04. Juni 2012, eine Klasse an einer Volksschule in Wien. APA-FOTO: GEORG HOCHMUTH
Bildungsexperte Hopmann kritisiert das Bildungsministerium.

Neuer Zündstoff in der vom KURIER aufgebrachten Debatte um die Missstände an den heimischen Schulen: Nach den am Donnerstag veröffentlichten Ergebnissen der Deutschtests an Volksschulen übt Bildungsforscher Stefan Hopmann von der Uni Wien harte Kritik am Bildungsministerium: "Die aktuellen Defizite sind eine schlichte Katastrophe", sagte Hopmann im Ö1-Morgenjournal. "Wir haben rückläufige Altersjahrgänge und brauchen eigentlich jeden Einzelnen, wenn wir die Wirtschaft nur einigermaßen auf dem aktuellen Niveau halten wollen. Deswegen finde ich das sehr erstaunlich, mit welcher Gelassenheit hier auf ein ziemlich katastrophales Ergebnis reagiert wird."

Rund ein Drittel der Schülerinnen und Schüler sieht der Experte in ernsthaften Schwierigkeiten. Für sie werde es schwer, nach der Volksschule in der Mittelschule oder anderen Schulen zu einem "vernünftigen Ergebnis zu kommen". Schon in den ersten vier Jahren zeige sich ein Lernabstand von bis zu drei Jahren. Hier braucht es nach Ansicht des Experten schon in der Volksschule eine Schulorganisation, die unterschiedlichen Förderbedarf bedient.

Lesen als Schlüssel zum Schulerfolg

Besonders beim Lesen braucht es nach Ansicht Hopmanns mehr gezielte Förderung. "Lesen ist der Schlüssel zum Schulerfolg", sagte Hopmann. Wer nicht lesen könne, sei auch nicht in der Lage, die Aufgabenstellungen in anderen Fächern zu verstehen.

Die von Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) geforderte gemeinsame Schule der Sechs- bis 14-Jährigen sieht der Bildungsexperte nicht als Lösung: "Was die Gesamtschule daran ändern soll, dass die Volksschule nicht funktioniert, ist mir nicht klar. Man müsse weg von dem Gedanken, dass man durch große Systemmaßnahmen eine Verbesserung erreicht. Es geht darum, den Unterricht für die Kinder zu ändern und zu verbessern.

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