Beschäftigungsbonus: WIFO bezweifelt, dass 160.000 Jobs entstehen
Rainer Eppel, Arbeitsmarkt-Experte des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO), bezweifelt massiv, dass durch den Beschäftigungsbonus an die 160.000 Jobs entstehen können, wie ÖVP-Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner meint. "Das ist eine sehr, sehr, sehr optimistische Erwartungshaltung", sagt Eppel im Gespräch mit dem KURIER.
Die Regierung hat ja am Dienstag beschlossen, dass es ab 1. Juli einen Beschäftigungsbonus für Firmen geben soll, die neue Jobs mit heimischen Arbeitskräften besetzen. Konkret sollen den Unternehmern 50 Prozent der Lohnnebenkosten im Nachhinein rückerstattet werden, wenn sie Personen anstellen, die beim AMS als arbeitslos gemeldet waren, in Österreich eine Schule oder eine Uni abgeschlossen haben oder schon länger in Österreich beschäftigt waren. Zudem soll es den Bonus für Rot-Weiß-Rot-Card-Besitze geben, also für besonders qualifizierte Kräfte aus Drittstaaten.
Eppel sieht die neue Förderung zwar nicht grundsätzlich negativ: "Aus meiner Sicht kann der Beschäftigungsbonus dazu beitragen, dass sich die Stimmung der Unternehmen verbessert und zusätzliche Jobs geschaffen werden, indem der Faktor Arbeit billiger gemacht wird." Es gebe aus seiner Sicht aber "zwei Faktoren die die potenzielle Wirkung schmälern". Es würden damit auch Neueinstellungen gefördert werden, "die es auch ohne Senkung der Lohnnebenkosten gegeben hätte". Es sei ja nicht eruierbar, ob die Jobs ohnedies geschaffen würden – oder nur aufgrund des Bonus’, erklärt der Wirtschaftsforscher.
Er kritisiert zudem, dass der Bonus "nur eine isolierte Einzelmaßnahme" sei. "Wirksamer wäre es, den Faktor Arbeit grundlegend und dauerhaft im Zuge einer Steuer- und Abgabenstrukturreform zu entlasten." Das heißt, die Regierung sollte die Lohnnebenkosten generell senken. So werde wieder einmal nur "an einer einzelnen Schraube gedreht".
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