Beamtenboss Neugebauer könnte zum 72er noch einmal antreten

Seit 1997 steht Neugebauer der Beamtengewerkschaft vor. Er ist ein harter und gewiefter Verhandler.
Erst kurz vor dem Wahltermin will Fritz Neugebauer sagen, ob er neuerlich für die Spitze kandidiert.

Wird er? Oder wird er nicht? Selbst in seinem Umfeld wird gerätselt, ob Fritz Neugebauer im Oktober beim Kongress der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (GÖD) erneut als Vorsitzender kandidiert. "Er macht aus der Sache ein Geheimnis", sagt ein Vertrauter von ihm zum KURIER.

Neugebauer tut via KURIER lediglich kund: "Alles ist möglich." Erst kurz vor der Zusammenkunft der rund 700 Standesvertreter im Wiener Austria Center wird er bekannt geben, wie er sich entschieden hat. Nach einer Sitzung seiner Fraktion, an seinem Geburtstag, dem 10. Oktober: "Ich habe mich aber schon festgelegt."

Nicht vertretungsmüde

72 Jahre alt wird der Christgewerkschafter. Kollegen schließen nicht aus, dass er es neuerlich wissen will: "Viele haben schon vor der vergangenen Wahl nicht gedacht, dass er wieder an die Spitze möchte." Vertretungsmüde wirkt Neugebauer jedenfalls nicht. Seit 1997 steht er den Beamten und Vertragsbediensteten vor; er folgte Siegfried Dohr. Auf 89,3 Prozent Zuspruch war Neugebauer gekommen, vor fünf Jahren waren es 85,6.

Seine Innen- und Außenwirkung differieren stark. Das Gros der Gewerkschafter ist mit ihm hochzufrieden. Trotz staatlichen Sparkurses hat Neugebauer immer das Maximum für seine Klientel herausgeholt. Und während Parteien und andere Gewerkschaften immer mehr Mitglieder verlieren, hat die GÖD sogar weitere bekommen. Im Vorjahr waren 240.140 Beamte und Vertragsbedienstete dabei – um 3250 mehr als 2014.

Öffentlich kommt der ehemalige Deutsch- und Geschichte-Lehrer, ÖAAB-Chef, ÖVP-Bildungssprecher und Zweite Nationalratspräsident nicht so gut an. Neugebauer hat das Image des Blockierers.

Wer würde ihn in der Gewerkschaft beerben? Wohl Norbert Schnedl. Einst war er Gendarm, dann im Kanzleramt und dem Finanzministerium tätig. Seit 2007 ist er Vizepräsident des ÖGB; in der GÖD werkt er als Dienstrechtsreferent. Der 56-jährige Schnedl, der ein Studium im zweiten Bildungsweg absolviert hat, ist ein anderer Typus als Neugebauer. "Er ist ein etwas modernerer Gewerkschafter", sagt einer, der ihn gut kennt. "Das Betonierer-Taferl wird man ihm nicht so leicht umhängen können." Beim "Dealen" mit dem Verhandlungsgegenüber sei Schnedl aber "nicht so geschickt wie Neugebauer".

Abgänger

Bei den SPÖ-Gewerkschaftern steht schon seit Jänner fest, wer nicht mehr kandidiert – und wer den Abdankenden folgt. So treten etwa Richard Holzer und Peter Korecky nicht mehr als GÖD-Vizechefs an. Auch FCG-Mann Wilhelm Gloss wird aus dieser Funktion scheiden.

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