Beamten-Demo: Lehrer lassen Stunden entfallen

Bereits am Montag gingen in Wien und Graz die Junglehrer auf die Straße.
Lehrerdienstrecht und Gehaltsverhandlungen: Am Mittwoch wird demonstriert.

Die Großdemonstration der Beamten am Mittwochnachmittag könnten zum Teil auch die Bürger zu spüren bekommen, wenn Beschäftigte des Öffentlichen Dienstes nicht arbeiten: An den Schulen könnten einzelne Unterrichtsstunden ausfallen, es gibt allerdings Ersatzbetreuung. Im kommunalen Bereich, vor allem in Spitälern, wird von der Gewerkschaft eine Beeinträchtigung für die Bevölkerung ausgeschlossen.

Versammlung als Menschenrecht

Die Gewerkschaft Öffentlicher Dienst hält jedenfalls in einem Rundschreiben fest, dass die Teilnahme an gewerkschaftlichen Maßnahmen (auch in der Dienstzeit) zu den Rechten der Dienstnehmer zur kollektiven Durchsetzung ihrer Interessen gehöre. "Die Teilnahme an gewerkschaftlichen Versammlungen ist ein Menschenrecht."

Eine rege Beteiligung an der Demonstration am Ballhausplatz erwartet die GÖD auch von Lehrern, deren neues Dienstrecht am Dienstag im Parlament abgesegnet wird. Die AHS-Vertreter betonen in einem Rundschreiben, Lehrer könnten "so viel Unterricht entfallen lassen, wie es für die Anreise und Teilnahme erforderlich ist". Sie sollen von "nicht solidarischen" Kollegen ersetzt werden, um die Schüler zu beaufsichtigen.

Versorgung der Kinder steht

An den Pflichtschulen gibt es - wie schon bei den Informationsveranstaltungen der vergangenen Wochen - die Empfehlung, wegen der Proteste keinen Unterricht entfallen zu lassen. "Die pädagogische Versorgung der Kinder ist zu gewährleisten", betont ARGE-Lehrer-Chef Paul Kimberger (FCG) gegenüber der APA. "Die Schulen werden andere kreative Maßnahmen finden, damit möglichst viele Lehrer teilnehmen können", so der Gewerkschafter, der selber in Wien mitmarschieren wird. An Ganztagsschulen könnten bei Bedarf Erzieher als Betreuung für Lehrer einspringen, sagt dessen Stellvertreter Thomas Bulant (FSG) zur APA. Das Unterrichtsministerium hält in einem Erlass fest, dass zumindest die Beaufsichtigung aller Unter-14-Jährigen sichergestellt werden muss, sollte der Unterricht wegen der Demo nicht in vollem Umfang stattfinden können.

Für den obersten AHS-Lehrervertreter Eckehard Quin (FCG) ist die Demo unter Führung der GÖD nur als erster öffentlicher Aufschrei der Lehrer gegen das neue Dienstrecht, das gegen den Willen der Gewerkschaft verabschiedet wurde, zu verstehen: "Wir werden sicher weitere Maßnahmen setzen", kündigt er im APA-Gespräch an.

Offiziell kein Streiktag

Auch an den AHS soll diesmal generell kein Unterricht entfallen. Immerhin handle es sich nicht um einen Streiktag, an dem die Schule geschlossen bleibt: "KollegInnen, die sich nicht solidarisch zeigen und daher an dieser gewerkschaftlichen Kampfmaßnahme nicht teilnehmen, haben Dienst zu versehen und gegebenenfalls Supplierungen, Aufsicht etc. durchzuführen", wie es in dem Schreiben der AHS-Gewerkschaft heißt. In seinem Bereich rechnet Quin mit "sehr wenigen Auswirkungen". Immerhin sei die Demo am Nachmittag und nur Teilnehmer mit einer weiten Anreise nach Wien müssten bereits früher aufbrechen.

"Unterricht wird nicht entfallen, aber Lehrer werden zu ersetzen sein", betont auch der Steirer Jürgen Rainer (FCG), oberster Vertreter der Lehrer an den berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS), der ebenfalls bei der Protestveranstaltung in Wien dabei sein wird. Vor allem Schularbeiten, Tests und Schulveranstaltungen würden durch die Demo nicht beeinträchtigt, betont Rainer. Dieser möchte die Veranstaltung auch gleich für eine "Leistungsschau" der BMHS nutzen: Entlang des Volksgartens sollen die Erfolge (Auszeichnungen, Preise etc.) auf Plakaten beworben werden.

Lehrer stellen ein Drittel der Beamten. Die von der GÖD und Gewerkschaft der Gemeindebediensteten (GdG) veranstaltete "Großdemo" vor dem Bundeskanzleramt richtet sich vor allem gegen das aus ihrer Sicht schlechte Angebot der Regierung bei den Gehaltsverhandlungen, gegen den Bruch der sozialpartnerschaftlichen Gepflogenheiten durch die Regierung beim Beschluss des Lehrerdienstrechtes sowie die angespannte Personalsituation in vielen Bereichen in Folge des fortgesetzten Aufnahmestopps.

Das am Dienstag im Nationalrat behandelte neue Lehrerdienstrecht gilt zwar verpflichtend erst für Berufseinsteiger im Schuljahr 2019/2020. Allerdings können optional bereits jene Neu-Lehrer, die 2014/15 an die Schulen kommen, das neue Dienstrecht wählen. Derzeit gibt es jährlich rund 3.700 Lehramts-Absolventen - knapp 2.900 an den Pädagogischen Hochschulen (PH) und rund 800 an den Unis.

Beliebtestes Studium an den PH ist mit großem Abstand das Lehramt für die Volksschulen (rund 1.500 Absolventen im Studienjahr 2012/13), gefolgt vom Hauptschul-Lehramt (rund 750 Absolventen). 2012/13 haben insgesamt 2.908 Personen ein Bachelor-Studium an einer PH beendet. Das ist ein deutlicher Anstieg gegenüber den vergangenen Jahren (2008/09: 2.058, 2009/10: 1.693, 2010/11: 1.851, 2011/12: 2.658).

An den Unis haben im Studienjahr 2011/12 (letzte verfügbare Zahlen) 831 Personen ein Lehramts-Diplomstudium abgeschlossen. Beliebteste Erstfächer der angehenden AHS- bzw. BMHS-Lehrer waren dabei Englisch (122), Deutsch (95) und Mathematik (75). Die Absolventenzahlen sind dabei leicht sinkend: Anfang der 2000er-Jahre schlossen noch jährlich rund 1.000 Personen ein Lehramts-Diplomstudium ab, seit drei Jahren liegt diese Zahl bei knapp über 800.

An den Unis dürften die Absolventenzahlen in den kommenden Jahren ansteigen: Seit 2007/08 haben sich sowohl die Zahl der Erstsemestrigen als auch die Gesamt-Studentenzahlen verdoppelt. An den PH zeigt sich ein differenziertes Bild. Zunächst dürfte die Absolventenzahl zunehmen - zwischen 2009/10 und 2013/14 ist die Zahl der Bachelor-Studenten von rund 8.800 auf 15.300 angewachsen. Bei der Zahl der Erstsemestrigen gab es im Vergleichszeitraum zwar auch einen Anstieg von 4.200 auf 4.800 - im Vergleich zu 2011/12 (5.435) und 2012/13 (5.090) ist aber heuer ein Rückgang zu verzeichnen.

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