Aus 10 mach 4: Geplante Fusion bei Lehrerausbildung sorgt für Wirbel
Es brodelt derzeit an den Pädagogischen Hochschulen (PH). Denn diese sollen radikal zusammengestrichen werden, statt zehn soll es künftig nur mehr vier Hauptstandorte geben. Und damit statt 10 Rektoren und 21 Vize-Rektoren nur mehr vier PH-Leiter samt Vize. Jedes Bundesland hat seine PH, in Wien gibt es zudem eine für Agrarpädagogik. Das Thema ist schon deshalb brisant, weil die PH seit jeher eine Spielwiese der Parteipolitik sind.
Der Umbau sorgt nicht nur bei den Betroffenen für Unruhe, sondern auch bei jenen, die im Hintergrund die Fäden ziehen, wenn es um Besetzungen geht. Über Rektorenbestellungen entscheidet derzeit der jeweilige Landes-Hochschulrat, ein Gremium, in dem Vertreter des Landeshauptmanns, des Schulratspräsidenten sowie drei Ministeriumsvertreter sitzen. Laut Bildungsministerium urteilen diese bei Bestellungen nach einem Objektivierungsverfahren.
Dabei wird die Qualifizierung als Scheinargument benutzt, wie ein Insider – er war selbst an führender Position einer PH – berichtet: "Tatsächlich geht es um Macht. Um einen Kandidaten durchzusetzen, werden oft Zugeständnisse in anderen Bereichen im Einfluss der Politik gemacht, die nichts dem Bildungsbereich zu tun haben."
Wie wenig es bei dem oder der Kandidatin um Qualifikation geht, zeigt das Beispiel Wien. Dort wurde Ruth Petz, die gerade einmal einen Magister vorzuweisen hat, zur Rektorin gemacht – sie hat gute Chancen, wiederbestellt zu werden. Für eine Hochschule ein "Armutszeugnis", sagen Insider, da eine Habilitation eine Voraussetzung für ein Rektorat sein sollte. Zum Vergleich: Der niederösterreichische Rektor Erwin Rauscher ist Uni-Professor und mehrfacher Akademiker.
Fusion Wien–NÖ?
Es geht aber nicht nur um Macht. Kleinere Standorte wie z. B. Feldkirch in Vorarlberg fürchten langfristig um ihre Daseinsberechtigung. Angehende Lehrer für die Sekundarstufe (also NMS und AHS) können dort gar nicht alle Fächer studieren, sie müssen z. B. für Chemie nach Innsbruck ausweichen. Da ist der Schritt nicht weit, gleich das komplette Studium dort zu absolvieren. Entsprechend gering ist die Freude über die Reform in einigen Ländern. Die PH von Wien und Niederösterreich, politisch diametral ausgerichtet, sollen etwa in eine "PH Nordost" mit Hauptsitz in Wien umgewandelt werden. Johann Heuras, Landesschulratspräsident in Niederösterreich, behagt das wenig: "Durch diese Zentralisierung werden Kompetenzen nach Wien verlagert und unsere PH hat nicht mehr dieselben Möglichkeiten."
Der grüne Bildungssprecher Harald Walser kann sich zwar eine Zusammenlegung vorstellen, da in kleinen Einheiten die Qualität nicht gesichert werden könne. Auch er will die Standorte erhalten, allerdings mit neuen Aufgaben: "Dort kann die Praxisbetreuung der Studierenden organisiert und die Fort- und Weiterbildung angeboten werden. Auch die Kindergartenpädagogen und Volksschullehrkräfte könnten hier ausgebildet werden."
Kommentare