Aufwärmrunde für den Wahlkampf: Kurz holt sich Rückenwind am Land
Der Saal im Kongresshaus in St. Johann im Pongau ist am Mittwochabend bis auf den letzten Platz gefüllt. Sebastian Kurz ist aus Wien angereist. Von 1000 Besuchern sprechen die Organisatoren. "So sehr ich einen Wolfgang Brandstetter (Justizminister, Anm.) menschlich und fachlich schätze – mit ihm hätten wir wahrscheinlich keine 200 da", sagt ein Funktionär.
Die Euphorie um den Hoffnungsträger ist spürbar. Beim Betreten des Saals bricht der erste Beifall los. In jedem Satz des Eröffnungsredners schwingt Dankbarkeit mit, dass "der liebe Sebastian" den Weg aus der Hauptstadt hinaus aufs Land gefunden hat. Dort soll Kurz seinen Anhängern nun die Weltpolitik mit den Trumps, den Putins und Erdogans erklären. Als "Tonangeber" huldigt ihm ein Herr aus dem Publikum, als er seine Frage an den Außenminister stellt.
Seitenhieb auf Kern
Die Bundespolitik beschränkt sich vorwiegend auf die Flüchtlingskrise und Integration. Nur einmal kommt Kurz dabei ein Seitenhieb auf Kanzler Kern aus, als es um die "Willkommens-Euphorie" im September 2015 geht. Da kamen noch täglich Tausende Flüchtlinge in Wien an. "Der jetzige Bundeskanzler (damals noch ÖBB-Chef, Anm.) war am Westbahnhof wie viele Regierungsmitglieder – und ich bin damals bewusst nicht dorthin gegangen, weil das das falsche Signal gewesen wäre." Nach der Schließung der Balkanroute kündigt Kurz an: "Und jetzt knöpfen wir uns noch die anderen Routen vor." Spontaner Applaus.
Vor dem Auftritt im Pongau war Kurz noch in der Stadt Salzburg zu Gast. Vor mehr als 900 Schülern referierte er über die EU. Eine "ÖVP-Egoshow" geiferte die FPÖ. Von einem Vorwahlkampf will der Minister nichts wissen. "Ich bin, seit ich politisch aktiv bin, viel in den Bundesländern unterwegs", sagt Kurz am Abend knapp zum KURIER – ehe er nach unzähligen Selfies, Handschlägen und Schulterklopfern die Veranstaltung wieder Richtung Wien verlässt.
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