Don't smoke: Arbeiterkammer für Gastro-Rauchverbot

Im Mai hätte das 2015 beschlossene Rauchverbot in Kraft treten sollen
Die Beschäftigten in der Gastronomie wären die einzigen ohne Wahlfreiheit, kritisiert AK-Präsidentin Anderl.

"Wer selbst raucht, kann sich entscheiden - die Beschäftigten in der Gastronomie haben keine Wahl." So begründet Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl ihre Unterstützung des "Don't smoke"-Volksbegehrens zum Nichtraucherschutz.

220.000 Menschen wären in Österreich im Hotel- und Gastgewerbe beschäftigt, darum könne sie sich nicht "zurücklehnen und den Nichtraucherschutz den Ärzten überlassen", erklärte Anderl in einem gemeinsam Gespräch mit Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres am Mittwoch vor Journalisten. Mit der derzeitigen Regelung wären die Gastro-Beschäftigten die einzigen ohne Wahlfreiheit und das gehe nicht, die Arbeiterkammer müsse "auf gleiche Rechte schauen", sagte Anderl.

Lehrlinge schützen

Ein besonderer Dorn im Auge ist der AK-Präsidentin dabei die Situation der 8.900 Lehrlinge im Gastgewerbe, in diesem Bereich sei die bestehende Gesetzeslage nämlich "sehr schwammig". So dürfen Lehrlinge, die ihre Ausbildung seit dem 1. September begonnen haben, maximal eine Stunde pro Tag in Räumen eingesetzt werden, in denen geraucht wird. Jene, die vor dem 1. September in ihr Lehrverhältnis eingetreten sind, dürfen hingegen bis zu vier Stunden täglich in Raucherräumen arbeiten.

In beiden Fällen stelle sich die Frage, wer denn auf die Einhaltung dieser Zeitlimits achten würde, so Anderl - abgesehen davon, dass die Ausbildung von Jugendlichen in Raucherräumen ohnehin fragwürdig sei. In einer HTL würde etwa auch "keiner erwarten, dass man rauchen kann".

Widersinnig sei zusätzlich, dass man einerseits strenge Regeln für den Umgang mit Chemikalien in Betrieben hätte, mit dem Arbeitnehmerschutz in Bezug auf Rauch aber so locker umgehe. Sie hätte bereits drei Freunde beerdigen müssen, die an Lungenkrebs gestorben wären - jeweils "Schockmomente" für Anderl.

Getrennte Räume nicht ausreichend

"Don't smoke"-Initiator Szekeres wies an dieser Stelle auf die grundlegende Problematik bei der Trennung in Raucher- und Nichtraucherräume hin: nämlich, dass sie nicht funktioniere. So würden Studien belegen, dass die Feinstaubbelastung selbst auf stark befahrenen Straßen noch immer zehnmal niedriger sei als im Nichtraucherraum eines Lokals. Zusätzlich müsse man in vielen Lokalen durch den Raucherbereich, um die Toiletten zu erreichen, ergänzte Anderl.

Szekeres betonte auch, dass es sich um kein Volksbegehren gegen Raucher handle. Im Gegenteil, man wolle "auch die Raucher abholen". Fakt sei aber, dass Österreich nicht nur beim Anteil der rauchenden Jugendlichen (15 Prozent der 15-Jährigen greifen regelmäßig zur Zigarette, Anm.) europäisches Schlusslicht sei, sondern auch in punkto Nichtraucherschutz.

Ein ausnahmsloses gesetzliches Rauchverbot in der Gastronomie würde einerseits die Mitarbeiter schützen, wäre aber andererseits auch fair gegenüber den Gastronomen, argumentierte Szekeres. Und Anderl sekundierte: Auch wenn Rauchen überall verboten wäre, "würde niemand daheimsitzen".

Darum appellieren beide, in der Eintragungswoche von 1. bis 8. Oktober das "Don't smoke"-Volksbegehren zu unterstützen - entweder vor Ort in den Eintragungslokalen oder von zuhause per Handysignatur. Knapp 600.000 Menschen haben bereits Anfang des Jahres eine Unterstützungserklärung unterschrieben, zumindest 300.000 sollen noch dazukommen. Ab 900.000 Unterstützern hatte FPÖ-Vizekanzler Heinz-Christian Strache nämlich eine verbindliche Volksabstimmung über ein Gastro-Rauchverbot zugesagt.

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