Österreichs Putin-Versteher klären auf

Zuletzt prangerten Mitte des Monats 27 Nobelpreisträger in einem Brief an Putin die Diskriminierung von Homosexuellen an. Der Protest gegen die neuen Gesetze möge zu einer Besinnung Russlands auf die "humanitären, politischen und alles umfassenden demokratischen Prinzipien des 21. Jahrhunderts" führen, äußerten die Unterzeichner in der britischen Zeitung Independent ihre Hoffnung.
Vilimsky, Voggenhuber und Matznetter: Während Russlands Präsident Wladimir Putin von vielen Seiten scharf kritisiert wird, befragt Martin Thür in „Klartext" drei Politiker, die den russischen Staatschef verstehen.

Eine kleine Gruppe österreichischer Politiker trotzt dem Mainstream: Während Russlands Präsident Wladimir Putin von vielen Seiten scharf kritisiert und sanktioniert wird, befragt Martin Thür in „Klartext" drei Politiker, die den russischen Staatschef verstehen: FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky, SPÖ-Nationalratsabgeordneter Christoph Matznetter und der ehemalige grüne EU-Abgeordnete Johannes Voggenhuber. Alle pflegen beste Kontakte nach Russland, mit dem Ziel, die Handelsbeziehungen zwischen Russland und Österreich wieder auf Vordermann zu bringen.

Die Russen würden in ein Licht gestellt, in das sie nicht gehören, ist FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky überzeugt. Er spricht im Interview über den blauen Kuschelkurs mit Putin. Als Abgeordneter im Europäischen Parlament hat Vilimsky seine Position zur aktuellen russischen Politik klargestellt: Er stimmte für Waffenlieferungen nach Russland und gegen solche in die Ukraine. Dennoch beschwört er in „Klartext“ im Sinne des Friedens gehandelt zu haben.

"Weder ein Hitler, noch ein wildgewordener Diktator"

Der ehemalige grüne EU-Parlamentarier Johannes Voggenhuber kritisiert die Europäische Union aufgrund ihrer Haltung im Ukraine-Konflikt scharf. Es sei falsch, „Russland die Urheberschafts des Konflikts zuzuweisen“, sagt der Grüne Politiker. Putin sei zwar ein „Autoritärer, reaktionärer Politiker in fast allen Feldern der Gesellschaftspolitik, aber er ist ganz sicher weder ein Hitler, noch ein wildgewordener Diktator, sondern ein ziemlich kühl berechnender und auch berechenbarer Politiker.“ Allerdings: „Die Dämonisierung des Herrn Putin ist keine Politik“, zitiert Voggenhuber den ehemaligen US-Außenminister Henry Kissinger.

Als Vizepräsident der Österreichisch-Russischen Freundschaftsgesellschaft wünscht sich SPÖ-Abgeordneter Christoph Matznetter zwar mehr Demokratie, Medienfreiheit und Oppositionsrechte in Russland, die Sanktionen gegen und den Umgang mit dem Handelspartner verurteilt er jedoch. Es gebe wirkungsvollere Formen des Druck-Ausübens. Wladimir Putin hält er für "eine vielfältige Persönlichkeit“. Der russische Präsident zähle zu den "schlausten und gefinkeltsten Staatsführern unter den Großmächten.“

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