In Österreich sind einhundert Prozent der Reptilien- und Amphibienarten gefährdet. Außerdem sind fünfundsechzig Nachtfalterarten vom Aussterben bedroht, vierzehn Vogelarten, siebenundsechzig Schneckenarten (leider nicht die eingewanderten spanischen Nacktschnecken), sieben Zwergwasserkäferarten, achtundachtzig Zikadenarten und neunzehn Libellenarten.
Die Liste ist leider lang und umfasst nicht nur die Tierwelt, sondern auch die Pflanzenwelt, außerdem gibt es selbst für Biotop-Typen (wie Kalkkleinseggenriede oder Rieselflure) eine lange Rote Liste. Sie alle sollen und können an so einem schönen Sonntag lieber nicht vollständig aufgezählt werden. Auf der Homepage des Umweltbundesamtes ist alles verzeichnet.
Globale Umweltbedrohung
Auch im grünen Österreich findet sich also das weltweite Artensterben wieder. Das gefährdet die Lebensgrundlage der Menschheit, da der Verlust an Lebensräumen, Arten und der genetischen Vielfalt ungebremst voranschreitet. Der Verlust an Biodiversität wird neben dem Klimawandel als die bedeutendste globale Umweltbedrohung gesehen.
Eine Studie aus Deutschland hat 2017 großes mediales Aufsehen erregt – sie machte publik, dass seit den 1990er-Jahren die Biomasse fliegender Insekten um über 75 Prozent zurückgegangen ist. Wer sich an Beispiele aus dem Biologieunterricht über die Nahrungsketten der Natur erinnert, wird verstehen, wie problematisch es sein muss, wenn in einem Bereich 75 Prozent weniger Biomasse und damit Futter für andere vorhanden ist.
Und wer denkt, es könne uns die biologische und genetische Vielfalt egal sein, wenn etwa ein Schlauchpilz aus der Familie der Trichocomaceae für immer verschwindet, sollte einmal den Namen des Pinselschimmels googeln: Penicillium. (Der auch für Schimmelkäse wichtig ist.)
Die Gründe für das Artensterben und den Biodiversitätsverlust sind offensichtlich und bekannt. 130.000 Fläche (13 Hektar) werden täglich neu verbaut, der jährliche Verlust schwankte im Zeitraum 2001 bis 2020 zwischen 38 km² und 104 km². Der Pestizideinsatz in der industriellen Landwirtschaft setzt außerdem viele Arten unter Druck.
Torfböden, die eigentlich gigantische Kohlendioxidspeicher sind, werden noch immer abgebaut und als Dünger verwendet. Selbst der Straßenbau ist ein relevanter Faktor, weil er für viele Tiere unüberwindbare Grenzen bildet und den Lebensraum abschneidet.
Das Umweltministerium erarbeitet derzeit die neue Biodiversitätsstrategie, die bis 2030 konkrete Ziele erreichen soll. Die notwendigen Maßnahmen sind zahlreich, sie können zum Teil auf den bestehenden Strategien aufbauen.
Dazu zählen unter anderen, dass mindestens 30 Prozent der Schutzgebiete deutlich besser dastehen sollen, als sie es heute tun, mindestens 30 Prozent der Arten weniger gefährdet sein sollen als 2020 und alle Arten und Biotoptypen, die es so nur in Österreich gibt, weiterhin erhalten bleiben. Außerdem soll der Pestizideinsatz halbiert werden und die Bodenversiegelung 2030 nur mehr 2,5 Hektar pro Tag betragen. 80 Millionen Euro legt Umweltministern Gewessler dafür bereit, 200 konkrete Projekte sollen finanziert werden. Und ein Monitoring über den Fortschritt regelmäßig berichten.
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