„Unter ,Leave Now’-Rufen versucht man uns aus der Uni zu drängen (...). Universitäten sind für jüdische Studierende momentan kein sicherer Ort“, kommentierten die jüdischen Studenten ihr Video auf X. Das Video wurde von zahlreichen Personen empathisch kommentiert, es gab aber auch Postings mit klar antisemitischem Inhalten.
Die Leitung der Angewandten versuchte rasch klarzustellen, dass es „keine Veranstaltung der Universität war, nicht von der Universität genehmigt war und auch nicht von ihr unterstützt wurde“.
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Was Blimlinger bedenklich findet
Alle Parlamentsparteien verurteilten das Geschehen deutlich und vehement. Die Grüne Abgeordnete Eva Blimlinger, selbst ehemals Rektorin an der Akademie, macht der Vorfall heute noch wütend. Sie merkt an, das Ganze sei „eine Entwicklung, die auf mehreren österreichischen Unis stattfindet“.
Es sei bereits bekannt, dass es an der Central European University Vienna „massive Probleme gibt, weil dort jüdische Studierende bedroht werden“. Es würden antisemitische Flugblätter auch an der Akademie verteilt und plakatiert. Auch sei bekannt, dass Veranstaltungen an der Uni Wien durch antiisraelische Parolen gestört werden. „Es scheint so zu sein, dass es dagegen keinen größeren Aufstand der Unis gibt. Die sollten aber was dagegen tun, mir fehlt das von den Lehrenden, von den Rektoren, von der Universitätenkonferenz. Diese fehlende Reaktion finde ich bedenklich.“
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Faßmann: "Das erinnert an die dunkelsten Zeiten"
Ebenso deutlich meldet sich der Präsident der Akademie der Wissenschaften, Heinz Faßmann. Er sagt zum KURIER: „Die antisemitischen Vorfälle an unseren Unis machen mich äußerst betroffen, und ich verurteile sie auf das Schärfste. Es darf nicht sein, dass sich jüdische Studierende im 21. Jahrhundert an Hochschulen unsicher fühlen. Das erinnert an die dunkelsten Zeiten unserer Geschichte, die wir nie wieder erleben wollen.“
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Toleranz werde in diesem Zusammenhang zweifach falsch verstanden, so Faßmann: „Es darf keine Toleranz von Demonstrierenden, die sich für palästinensische Anliegen einsetzen, gegenüber den Terroristen der Hamas geben, und es darf auch keine Toleranz unserer Gesellschaft gegenüber Antisemiten geben. Und schon gar nicht können wir es akzeptieren, wenn jüdische Studierende handgreiflich von Veranstaltungen verwiesen werden.“ In Deutschland hätten die Kultusminister einen Aktionsplan gegen Antisemitismus beschlossen: „Ich würde mir wünschen, dass auch wir gemeinsam die Stimme lauter erheben.“
Seitens der Polizei wurde bekannt, dass der Verfassungsschutz vom LVT Wien bereits einen Bericht über den gesamten Vorfall an die Staatsanwaltschaft Wien zur weiteren rechtlichen Beurteilung gerichtet habe.
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