Am Freitag startet Anschober eine Dialogtour zur Pflege mit 100 Gesprächen in zwei Monaten. Schön, aber verstreicht hier nicht einmal mehr viel zu viel Zeit, die man bereits für neue Maßnahmen nützen könnte? "Es ist ja nicht so, dass nichts umgesetzt wird. 4.000 Pflegekräfte werden pro Jahr neu ausgebildet", meint Anschober auf diese Frage.
Zusätzlich hat der neue Gesundheits- und Sozialminister den Eindruck, dass im System eine ganze Reihe von Problemen existieren. Vor allem die Arbeitssituation der Pflegerinnen und Pfleger sei prekär. In vielen Gesprächen habe Anschober erfahren, dass die "Mitarbeiter sich in einer Überlastungssituation befinden".
Das Ziel dieser Dialogtour soll sein, Maßnahmen zu definieren, um beispielsweise die Bürokratie zu erleichtern. "Denn", so Anschober, "es muss einen Grund geben, warum von 141.000 ausgebildeten Pflegekräften 30.000 nicht in diesem Bereich arbeiten."
Erschwerend hinzu kommt, dass es für den emotional und physisch belastenden Job kein üppiges Monatsgehalt gibt. Darum suchen ja viele Pflegekräfte nach einigen Jahren eine berufliche Neuorientierung. Als Altenpfleger verdient man je nach Bundesland und Berufserfahrung zwischen 1.580 und 2.640 Euro brutto im Monat.
Für die Forderung der Pflegekräfte – eine Reduktion der Arbeitszeit – hat Anschober großes Verständnis. Denn als Zivildiener war der Minister selbst als Pflegekraft in einem Altenheim eingesetzt. "Das ist ein unfassbar anstrengender Beruf, der aber auch wunderschön sein kann". Die unterbrochenen Kollektivvertragsverhandlungen bezeichnet Anschober als "total spannend". Denn es existieren Vorschläge, dass man ein "Reißverschlusssystem installieren könnte".
Wie könnte das ausschauen? "Ein Jahr könnte man eine Lohnerhöhung machen. Im darauffolgenden Jahr gibt es dann eine leichte Arbeitszeitverkürzung von einer Stunde. Wenn man das über mehrere Jahre verknüpft, könnten nach vier Jahren zwei Stunden weniger Arbeitszeit pro Woche rausschauen". Einigen sich Gewerkschaft und Arbeitgeber auf dieses Modell, wäre das ein Signal "Wir nehmen euch ernst", meint Anschober.
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