Wo genau und wie stark die Regierung bei den Beamten spart

DOORSTEPS: GEHALTSVERHANDLUNGEN FÜR DEN ÖFFENTLICHEN DIENST: KÜNSBERG SARRE/MARTERBAUER/PRÖLL/QUIN/MEIDLINGER
Warum das Verhandlungsergebnis zwischen Regierung und Gewerkschaften vor allem kurzfristig gegen die Budgetnot hilft – und wie sich die „soziale Staffelung“ konkret auswirkt.

Eine ähnliche Summe wie bei den Pensionisten wollte die Regierung 2026 bei den Beamtengehältern einsparen. Und das ist ihr gelungen. Der Kompromiss, der am Dienstag erst um 21 Uhr präsentiert wurde, spart dem Bund nächstes Jahr 312 Millionen Euro. 

Paktiert wäre ja gewesen, dass die Gehälter 2026 0,3 Prozentpunkte über der Inflationsrate und damit um 3,3 Prozent steigen. Das geschieht zwar auch im nachverhandelten Modell, allerdings erst ab 1. Juli 2026.

Es seien „intensive“ Tage gewesen, aber die Gegenseite hätte den „Ernst der Situation“ anerkannt, sagt ein Regierungsverhandler. In den Verhandlungen wurde bis zuletzt an technischen Details gefeilt. Die Lösung ist mehr als komplex. Wer steigt wie gut oder schlecht aus, wie viel spart der Staat wirklich und übernehmen auch die Bundesländer den Abschluss? Ein Überblick.

Wie sieht der Kompromiss konkret aus?

Es handelt sich um einen Abschluss auf drei Jahre. Die größten Verlierer sind Beamte, die vor dem Juli 2026 in Pension gehen. Sie erhalten keine Inflationsanpassung mehr. Zur Jahresmitte 2026 steigen die Gehälter um 3,3 Prozent. Diese Aufwertung bleibt bis 1. August 2027 unverändert. Dann, und noch einmal am 1. September 2028, folgt je eine Erhöhung um durchschnittlich ein Prozent. Und jetzt wird es besonders kompliziert: Diese beiden einprozentigen Erhöhungen erfolgen jeweils sozial gestaffelt.

Welche Staffelung ist vorgesehen?

Die verschiedenen Gehaltsgruppen erhalten jeweils Fixbeträge. Ab August 2027 erhalten Beamte mit Bruttomonatsgehältern bis 3.010 Euro monatlich rund 58 Euro zusätzlich. Von 3.010 bis 6.163 Euro kommen 40 Euro hinzu, darüber hinaus 21 Euro. Ab September 2028 gilt: Wer bis zu 3.068 Euro monatlich verdient, erhält eine Aufwertung von rund 59 Euro. Bis 4.311 Euro monatlich gibt es 45 Euro, bis 6.203 Euro noch 33 Euro und darüber hinaus 21 Euro zusätzlich.

Wie wirkt sich die soziale Staffelung aus?

Sie führt zu starken Unterschieden zwischen den Gehaltsgruppen – was insbesondere Teilzeitkräften oder Berufseinsteigern helfen wird. Wer aktuell ein Bruttomonatsgehalt von 2.500 Euro erhält, verdient laut der Gewerkschaft für Gemeindebedienstete (Younion) Ende 2028 2.700 Euro – ein Plus von acht Prozent. Zum Vergleich: Wer derzeit 3.500 Euro brutto verdient, bekommt „nur“ noch eine Aufwertung von 5,74 Prozent.

Spart die Regierung mehr oder weniger als ursprünglich budgetiert?

Im Budgetpfad vorgesehen war eine Anhebung der Beamtengehälter um 3,3 Prozent im Jahr 2026 – und danach zwei Nulllohnrunden. Hätte der Bund dieses Modell umgesetzt, hätte das laut Finanzministerium jährlich 624 Millionen Euro gekostet. Bis 2028 hätte die Regierung trotz zweier Nulllohnrunden aber lediglich 38 Millionen mehr gespart als mit dem neuen Kompromiss. Zum Vergleich: Durch die neue Lösung halbieren sich 2026 die budgetierten Mehrkosten der Beamtengehälter auf 312 Millionen. Ein Effekt, den Türkis-Rot-Pink zur Budgetsanierung benötigt. 2027 kosten die Beamtengehälter dafür zusätzlich 707 und 2028 dann 889 Millionen Euro.

DOORSTEPS: GEHALTSVERHANDLUNGEN FÜR DEN ÖFFENTLICHEN DIENST: QUIN/MEIDLINGER

Laut Regierung steigen die Gehälter bis 2028 durchschnittlich um 1,5 Prozent pro Jahr. Stimmt das?

GÖD-Vorsitzender Eckehard Quin widerspricht. Bis 2028 würden die Gehälter im Durchschnitt um 5,4 Prozent steigen. Quin hat recht, wenn man vom aktuellen Ausgangsniveau aller Gehälter ausgeht – und es mit dem Niveau von Ende 2028 vergleicht. Dieses Niveau erreichen die Beamten aber auch erst mit September 2028. Mit Blick auf die eingesparte Summe, hat wiederum die Regierung recht.

Übernehmen die Bundesländer den Abschluss?

Darum bittet Gemeindebundpräsident Johannes Pressl (ÖVP). Niederösterreich und Salzburg haben das bereits angekündigt, Kärnten und das Burgenland wollen auf Landesebene nachverhandeln. Wien äußert sich heute.

Was sagen Ökonomen?

Wifo-Chef Gabriel Felbermayr gratuliert den Verhandlern via X, das Ergebnis sei ein „weiterer Beleg, dass die österreichische Sozialpartnerschaft noch Lösungen generieren kann“. Kritischer bewertet Dénes Kucsera vom wirtschaftsliberalen Thinktank Agenda Austria den Kompromiss: „Insgesamt bringt der Abschluss für kommendes Jahr eine Entlastung, in den folgenden Jahren aber Mehrkosten. Das Budget erfährt insgesamt keine Verbesserung bis zum Ende der Legislaturperiode.“

Wie bewerten die Gewerkschaften das Ergebnis?

Quin sieht durch den Abschluss insbesondere im Herbst 2026 die Kaufkraft gestärkt. Werner Herbert, Chef der freiheitlichen Gewerkschaft AUF, hält das Ergebnis für unzufriedenstellend. Enttäuscht zeigten sich auch die Unabhängigen Gewerkschafter in der GÖD. Es werde vier Jahre in Folge keine Abgeltung der durchschnittlichen Inflation geben, was sich dramatisch auf die Folgejahre auswirke.

Kommentare