Alt-Kanzler Vranitzky will keinen neuen SPÖ-Parteichef
Will er’s werden? Drängt Max Lercher an die SPÖ-Spitze? Nachdem der KURIER berichtet hat, dass Teile der Wiener Roten mit Argwohn die Aktivitäten des früheren SPÖ-Bundesgeschäftsführers beobachten, sieht sich Lercher veranlasst, einiges klarzustellen.
Offiziell gibt der Obersteirer derzeit keine Interviews, die Lage ist prekär genug. Dem KURIER wurde aber von hochrangigen Funktionären bestätigt, dass Lercher derzeit intern vor allem zwei Botschaften los wird.
Erstens: Er, Lercher, will nicht Parteichef werden, aber unbedingt eine umfassende Parteireform erreichen.
Zweitens: Der dafür von ihm angeregte „Einigungsparteitag“ soll die SPÖ nicht spalten, sondern nach dem Vorbild von 1889 und Hainburg als „Einigungsparteitag“ funktionieren.
„Der Max hat einen einfachen Zugang“, erzählt ein Vertrauter. „Alle wesentlichen Funktionäre setzen sich zusammen, erstreiten ein Papier und gemeinsame Positionen – und stellen ab diesem Zeitpunkt die Positionen nicht mehr öffentlich in Frage.“
Vranitzky will Klarstellung
Dass es dazu kommt, ist freilich unwahrscheinlich. Zuletzt hat kein Geringerer als Wiens SPÖ-Chef Michael Ludwig erklärt, es brauche sicher keine Neugründung der Partei. Eine Klarstellung lag am Donnerstag auch Franz Vranitzky am Herzen.
Nachdem ihm von führenden Genossen in der Partei nachgesagt wurde, er bemühe sich darum, Gerhard Zeiler als Parteichef zu installieren, erklärte Vranitzky im KURIER-Interview, dies sei nicht der Fall: „Es gibt kein Konsortium, dem ich vorstehe und das sich darum bemüht, Gerhard Zeiler als SPÖ-Chef zu installieren.“
Vranitzky hat keine Freude damit, dass Teile der SPÖ von Geschlossenheit reden bzw. diese fordern. „Geschlossen bedeutet introvertiert und eingesperrt. Aber genau das Gegenteil müssen wir tun. Die SPÖ muss die Offenheit leben.“
Von einem Wechsel an der Parteispitze hält der Alt-Kanzler wenig. Sein Wunsch bzw. sein Rezept: „Die SPÖ muss sich um die neuen Arbeiter kümmern. Das sind nicht die, die in alten Gedichten vorkommen und die die Bewegung ein Jahrhundert lang getragen haben, sondern Menschen in prekären Jobs. Also die Alleinverdienerinnen, die Ein-Personen-Unternehmen, die Ich-AGs.“
Kommentare