Der höchste Politiker am höchsten Berg: "Verbrenner-Aus ist völlig klar"
Auf der Franz-Josefs-Höhe bei der Pasterze machte sich Bundespräsident Alexander Van der Bellen gemeinsam mit seiner Frau Doris Schmidauer und seinem Hund Juli vor einigen Tagen einen Eindruck davon, welche Auswirkungen das Steigen der Temperaturen auf die Gletscher Österreichs hat.
Dabei halfen nicht nur Nationalpark-Direktorin Barbara Pucker und „Ranger“ Konrad Mariacher, sondern auch die Leiterin des Sonnblick-Observatoriums, Elke Ludewig, und die renommierte Glaziologin (Gletscherforscherin) Andrea Fischer, Wissenschaftlerin des Jahres 2023.
Geht nicht ums Klima
„Das Klima ist mir ja eigentlich wurscht – es geht um den Schutz der Menschen vor den Folgen der Klimaveränderung. Es geht also um uns“, betonte Van der Bellen bei diesem, wie er es nannte, Freiluft-Seminar am Fuße des Großglockners. Der Gipfel des höchsten Bergs Österreichs blieb allerdings hartnäckig und versteckte sich hinter einer Wolkenkrone. Dafür ließ das Sonnenlicht die Pasterze, den größten Gletscher Österreichs, ab und zu in einem magischen Blau leuchten.
„Die Pasterze ist einer jener Gletscher, die vergleichsweise geringe Spuren zeigen“, erklärt Fischer, „auch wenn die Gletscherzunge schon sehr weit eingesunken ist. Wir haben aber sehr viele Gletscher, vor allem in Westösterreich, die schon vollständig abgeschmolzen sind. Der Großteil der 900 Gletscher Österreichs ist sehr klein. Wir mussten im Vorjahr feststellen, dass einige gar nicht mehr vorzufinden sind.“
Fischer gibt sich aber optimistisch, was die Zukunft der Pasterze anbelangt: „Wenn wir es schaffen, den Klimawandel auf weltweit 2 °C zu begrenzen , kann die Pasterze, bevor sie vollständig abgeschmolzen ist, wieder vorstoßen.“
Hungersnöte
Die Glaziologin verweist aber auch darauf, dass die Gletscherschmelze ein globales Phänomen ist. Österreich habe das Glück, ausreichend Niederschläge zu haben und somit eine gesicherte Wasserversorgung. „In den Trockengebieten der Anden oder des Himalaya hat die Schmelze aber dramatische Auswirkungen. Dort sind die Menschen abhängig vom Schmelzwasser der Gletscher, auch um ihre Felder zu bewässern. Dort drohen künftig Hungersnöte.“
Wenn die großen Eisflächen der Antarktis, in Alaska und auf Grönland immer rascher schmelzen, werde auch der Anstieg des Meeresspiegels bedrohlich werden, auch für europäische Städte.
Es könne aber auch zu großen Änderungen der Meeresströmungen kommen – etwa das „Abreißen“ des Golfstroms: „Für Europas Norden könnte Klimabedingungen wie in Alaska die Folge sein, im Alpenraum kann man sehr kalte Winter erwarten.
Fossile Treibhausgase
„Ich beschäftige mich jetzt seit vier Jahrzehnten mit der Klimakrise“, sagt Van der Bellen, „und es ist völlig klar, dass die Hauptursache die Treibhausgase sind, die durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe entstehen. Der Verkehr ist da je nach Land zwischen 20 und 35 Prozent beteiligt – also dass wir aus den Verbrenner-Motoren aussteigen müssen, ist völlig klar“, so Van der Bellen zur Frage, wie er die Diskussion rund um den Versuch, das Verbrenner-Aus ab 2035 wieder zu kippen, sieht.
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