Aichberger: "Die Energiekosten werden noch deutlich steigen"
KURIER: Spüren Konsumenten die Strompreisbremse schon ab 1. Dezember?
Hildegard Aichberger: Ich kann das nicht allgemeingültig beantworten. Wir haben uns als oekostrom AG jedenfalls entschieden, dass unsere Kundinnen und Kunden die Entlastung noch vor Weihnachten spüren sollen. Deshalb wird die Bremse bei uns bereits mit dem Teilzahlungsbetrag im Dezember in voller Höhe durchgerechnet.
Werden bestimmte Personengruppen überkompensiert?
Ist die Strompreisbremse zu 100 Prozent zielsicher? Sicher nicht. Es gibt sehr viele Haushalte, die gar nicht mehr als 2.900 Kilowattstunden verbrauchen und deren Verbrauch wir zu 100 Prozent fördern. Auch der Preis von 10 Cent ist recht niedrig. Aber ich glaube, die Regierung wollte möglichst schnell helfen und hat einen guten Weg gefunden. Unsere Privatkunden profitieren zum allergrößten Teil von der Strompreisbremse und Österreich hätte ja noch die Chance, über einen Heizkostenzuschuss gezielter zu helfen.
Auch Nebenwohnsitze konnten aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht herausgefiltert werden.
Würden Sie sich freuen, wenn wir Energieversorger auf einmal vom Finanzamt ihre Daten geliefert bekommen? Das ist ja tatsächlich undenkbar. Man müsste dann Schnittstellen bauen und die Daten abgleichen. So ein Modell ist sehr fehleranfällig und datenschutzrechtlich schwierig.
Gibt es auch Haushalte, die nicht von der Preisbremse profitieren?
Bei uns sind es ungefähr drei Prozent. Das hängt mit den Zählpunkten zusammen. Es gibt zum Beispiel Wohnungen, die früher als Büro gewidmet waren und noch über keinen Zählpunkt verfügen, der als Haushaltsprofil gilt. Wenn man hier zu Unrecht falsch eingestuft ist, dann wendet man sich am besten an den Netzbetreiber.
Wäre eine Gaspreisbremse nach deutschem Vorbild oder eine Heizpreisbremse sinnvoll?
Beim Heizen ist es weitaus komplexer als beim Strom, weil es verschiedene Heizsysteme gibt. Heuer gab es viele Maßnahmen, um die Energiekosten zu senken, deshalb kommen wir ohne Gaspreisbremse über diesen Winter.
Und ab nächstem Jahr?
Die Energiekosten – Gas und auch Strom – werden 2023, 2024 und auch 2025 noch einmal deutlich über dem aktuellen Niveau liegen. Das liegt an den teureren Energiemengen, die wir jetzt beschaffen müssen. Diese Einkaufskosten laufen uns nach. Ich würde mir deshalb wünschen, dass man beim Gas und beim Heizen etwas zielgerichteter vorgeht als beim Strom. Heißt: Dass man wirklich versucht, mehr Sparanreize zu schaffen, die Haushalte sozial stärker unterscheidet und umrüstet, wo es möglich ist. Es wird irgendwann nicht mehr leistbar sein, alle in der vollen Höhe zu fördern.
Wie sollen einkommensschwache Haushalte unterstützt werden?
Heizen darf auf keinen Fall ein soziales Thema sein. Da braucht es wirklich Unterstützung für Einkommensschwache. Gleichzeitig gibt es auch andere Haushalte, die ein bisschen mehr wegstecken können. Die Zeiten der billigen Energie haben uns auch in die Sackgasse gebracht, in der wir jetzt stecken. Das ist jetzt ein ziemlich hartes Learning, aber ich glaube, ein hoher Preis hilft auch dabei, dass wir Energie wieder mehr wertschätzen.
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