„Der einzige Schlüssel, um aus der Pandemie herauszukommen, ist die Impfquote“: Das sagt der Präsident der Ärztekammer, Thomas Szekeres, in der TV-Sendung „Club 3“ von Krone, Profil und KURIER.
Breiten Raum nahmen die Impfverweigerer ein. Szekeres rät Personen, die Ängste wegen der Impfung haben, sich an den Hausarzt zu wenden, um sich beraten zu lassen. Szekeres kennt die gängigen Impfmythen, die über soziale Medien verbreitet werden: Dass man von der Impfung impotent würde oder keine Kinder bekommen könne. Szekeres: „Ich kann allen versprechen, dass das nicht stimmt.“
Der Kammerpräsident schlägt vor, Gruppen herauszufiltern, in denen die Impfung besonders verpönt ist, und dann „gezielt in diese Gruppen zu gehen und aufzuklären“. Auch im migrantischen Milieu müssten die Anstrengungen noch verstärkt werden.
Club 3 - Die besten Aussagen von Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres
Kritik übt der Ärztekammerpräsident an der FPÖ. In Ländern mit hoher Impfquote habe es einen politischen Schulterschluss gegeben, dieser fehle in Österreich. Er könne die FPÖ „nicht verstehen, denn Impfen sei die einzige Option, um aus der Pandemie herauszukommen“.
Zu einer Impfpflicht sagt Szekeres, „medizinisch“ sei er dafür, aber er wisse, dass die Politik das nicht wolle. „Aber wenn uns die Seuche brutal um die Ohren fliegt, was ich nicht hoffe, wird man sicherlich auch darüber reden müssen.“
Teure Tests
Club 3 mit Ärztkammerpräsident Thomas Szekeres - Teil 1
Kritik übt Szekeres an der Tatsache, dass etwa 22.000 ungeimpfte Lehrer zum Unterrichten in den Schulklassen zugelassen werden. „Wenn der Lehrer infektiös ist, steckt er die ungeimpften Kinder an, und die tragen das dann weiter“, sagt Szekeres. Ungeimpfte Lehrer sollten nur zum Verbessern von Hausübungen etc. zugelassen werden.
Szekeres ist dafür, Tests kostenpflichtig zu machen. Tests seien teuer und eine finanzielle Belastung für die Gesellschaft. Es gebe das Gratis-Angebot der Impfung. „Wer das freiwillig ausschlägt, soll für die Tests bezahlen.“
Club 3 mit Ärztkammerpräsident Thomas Szekeres - Teil 2
Ein Argument der Impfskeptiker lautet, die Impfung wirke nicht, sehr viele Geimpfte seien erkrankt. Dazu sagt Szekeres: „Die Impfung wirkt zu 90 Prozent. Aber wenn ich fünf Millionen Menschen impfe, sind zehn Prozent auch Hunderttausende.“ Doppelt Geimpfte haben in der Regel keine Symptome, sie erkranken zumeist nur dann heftig, wenn sie schwere Vorerkrankungen haben. Zweitens würde bei alten Menschen der Impfschutz nach fünf bis sechs Monaten nachlassen. „Dann muss aufgefrischt werden.“
Zur Kinderimpfung sagt Szekeres, er würde, sobald der Impfstoff für Kinder zugelassen ist, auf jeden Fall dazu raten, alle Kinder ab zehn Jahren zu impfen. Die Quarantänezeit für Schüler zu verkürzen, hält Szekeres bei der Deltavariante für vertretbar, „eigenartig“ findet er aber, dass nur die unmittelbaren Sitznachbarn eines infizierten Kindes als K1-Personen gelten.
Die Analyse - Club 3 mit Ärztkammerpräsident Thomas Szekeres
Alle gleich behandeln
Zu vereinzelten Ideen, Ungeimpfte für Behandlungen bezahlen zu lassen, wenn sie sich infizieren, deponiert Szekeres ein klares Nein: „Es gibt verschiedene Ursachen für Krankheiten, und ich werde auch nicht jemandem, der übergewichtig ist, Vorwürfe machen, wenn er die Kraft nicht hat, abzunehmen. Wir behandeln alle Menschen gleich, unabhängig davon, ob sie selber dazu beigetragen haben zu erkranken oder nicht.“
Angesprochen auf den Ärztemangel in Österreich und auf die strengen Aufnahmetests zum Medizinstudium sagt Szekeres: „Die Schwierigkeit beim Medizinstudium ist nicht die Zahl der Studierenden – da haben wir relativ viele auch im internationalen Vergleich– , sondern dass die Absolventen des Studiums nicht in Österreich bleiben. Circa 40 Prozent der Absolventen des Medizinstudiums gehen ins Ausland, und da müsste man die Rahmenbedingungen in Österreich so verbessern, dass es hier schöner und besser ist als in Deutschland oder der Schweiz. Das ist noch nicht ganz gelungen.“
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