Ärztechef: Der Kanzler soll krankes Gesundheitssystem kurieren

Steinhart (re.) will auch die Bürger einbinden
Vizechef der Ärztekammer fordert von Kern die Einberufung eines Gipfeltreffens.

Ein weiterer Streik der Wiener Spitalsärzte ist vorerst einmal vom Tisch, Baustellen im Gesundheitswesen gebe es aber trotzdem noch genug – und zwar österreichweit. Davon ist Ärztekammer-Vizepräsident Johannes Steinhart überzeugt.

Er fordert daher Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) auf, einen Gesundheitsgipfel mit allen zuständigen Playern (von den Ministerien bis hin zu den Sozialversicherungen) einzuberufen. Denn wenn die Gesundheitspolitik derart schlecht wie derzeit laufe, müsse sie zur Chefsache erklärt werden.

Sparstift in Spitälern

Für Steinhart eines der drängendsten Probleme sei das Zurückfahren der Spitalsleistungen im Zuge der Verkürzung der Ärzte-Arbeitszeit. "Sie ist nur dann zu bewältigen, wenn man auch die Zahl der Mitarbeiter aufstockt. Stattdessen sehen wir vielfach sogar Personalabbau", kritisiert der Ärzte-Vertreter.

Dies führe dazu, dass die Patienten in die Arzt-Ordinationen ausweichen. Doch die Zahl der Kassenärzte stagniere seit 1999 und liege aktuell bei rund 8100. Und das, obwohl sie heute allein aufgrund des Bevölkerungswachstums um 700.000 Menschen mehr versorgen müssten. "Die niedergelassenen Ärzte sind bereit, Spitalsleistungen zu übernehmen, dafür braucht es aber 1400 zusätzliche Kassenstellen", rechnet Steinhart vor.

Zuletzt kam aus dem Hauptverband der Sozialversicherungsträger der Vorschlag, Spitalsärzten Nebenbeschäftigungen in Privat-Ordinationen zu verbieten. Schon im Sommer hatte SPÖ-Gesundheitssprecher Erwin Spindelberger die Abschaffung des Wahlarzt-Systems gefordert (der KURIER berichtete). "Abstrus" nennt Steinart derartige Ideen. Die mittlerweile 9790 Wahlärzte seien wichtig, um Versorgungsengpässe abzufedern. Und ein Nebenjob-Verbot würde nur dazu führen, dass die Krankenhäuser noch mehr Ärzte verlieren würden.

Geht es nach Steinhart, sollen im Zuge des Gesundheitsgipfels auch die Bürger befragt werden. "Etwa, ob ein Teil des Geldes, das sie für 22 Krankenkassen und einen Hauptverband zahlen, nicht besser in Gesundheitsleistungen investiert werden sollte."

Im Büro des Bundeskanzlers ist die Begeisterung über Steinharts Vorschlag freilich enden wollend: Die Ärztekammer sei mit ihren Anliegen schon im Kanzleramt gewesen, ebenso im Gesundheitsministerium. "Dort sollen die Gespräche auch weitergeführt werden."

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