Ad limina: Bischöfe zur Lagebesprechung in Rom

Österreichs Bischöfe bei ihrer Herbsttagung im Stift Michaelbeuern mit dem Gastgeber, Abt Johannes Perkmann (10. v. re.; dieser ist nicht Mitglied der Bischofskonferenz)
Die letzte Visite liegt schon ein paar Jahre zurück: 2014 fand der letzte sogenannte „Ad limina“-Besuch der österreichischen Bischöfe im Vatikan statt. Nun ist es wieder so weit: Von Montag bis Freitag hält sich der österreichische Episkopat in Rom auf, um sich mit dem Papst und den wichtigsten vatikanischen Verantwortungsträgern über die Lage auszutauschen.
Der aktuelle Besuch findet in kirchlich brisanten Zeiten statt: Auf weltkirchlicher Ebene hält man mitten in einem von Papst Franziskus angestoßenen „Synodalen Prozess“. Es ist dies ein typisch Franziskus’sches Projekt, von dem man nicht genau weiß, was der Pontifex damit bezweckt – und bei dem man mutmaßen kann, er wisse es selbst auch nicht genau.
Zweierlei „Synodal“
Eine Lesart lautet – und damit sind wir bei einem zweiten Faktor, welcher diese Zeit auch in kirchlicher Hinsicht spannend macht – der Papst wolle mit diesem Synodalen Prozess gewissermaßen den „Synodalen Weg“ der deutschen Bischöfe einhegen oder einfangen. Dieser nämlich sieht weitreichende Reformen für die katholische Kirche vor, welche von der Mehrheit der deutschen Bischofskonferenz unterstützt werden, aber zu einer massiven Polarisierung innerhalb des deutschen Katholizismus geführt haben. Und die nach Ansicht nicht nur prononciert konservativer Kirchenvertreter eigentlich mit der kirchlichen Lehre nicht vereinbar sind.

Papst Franziskus
Dementsprechend konfrontativ verlief auch der Ad-limina-Besuch der deutschen Bischöfe Mitte November: Insbesondere die beiden Kurienkardinäle Luis Ladaria und Marc Ouellet hatten – in danach offiziell publizierten Reden – scharfe Kritik am Synodalen Weg geübt.
Solche Spannungen sind für die Begegnungen mit den österreichischen Bischöfen nicht zu erwarten – es gibt auch hierzulande nichts, was dem Synodalen Weg vergleichbar wäre. Aber klar ist, dass die Themen, die beim großen Nachbarn verhandelt werden (Zulassungsbedingungen zum Weiheamt, Rolle der Frauen, Sexualmoral), dieselben sind, die auch die österreichische Kirche seit Jahr(zehnt)en beschäftigen. Sie werden bei uns nur „österreichischer“, also mit weniger Schärfe, diskutiert.
Deutsche Gründlichkeit
So gesehen ist der Synodale Weg eine sehr „deutsche“ Veranstaltung. Was zumindest manchem deutschen Bischof auch bewusst sein dürfte. So meinte etwa der Würzburger Oberhirte in einem Anflug von Selbstkritik bzw. -ironie (?), die deutsche Gründlichkeit wirke in Rom „auch Furcht einflößend“.
Das Thema, welches die kircheninteressierte Öffentlichkeit in Österreich am meisten interessiert, ist indes erklärtermaßen kein Thema bei der nächstwöchigen Visite: die Frage der Nachfolge von Kardinal Christoph Schönborn an der Spitze der Erzdiözese Wien. Als ziemlich sicher gilt mittlerweile, dass der Papst den von ihm sehr geschätzten Schönborn nicht vor Abschluss des Synodalen Prozesses entlassen wird. Diesen aber hat Franziskus erst kürzlich um ein Jahr verlängert: Die abschließende Bischofssynode findet erst im Oktober 2024 statt (im Jänner 2025 wird Schönborn 80). Den Vorsitz der Bischofskonferenz hat Schönborn bereits vor zwei Jahren abgegeben – seit 2020 steht der Salzburger Erzbischof (und vormalige steirische Weihbischof) Franz Lackner an der Spitze des Episkopats.
Er leitet demnach auch die bevorstehende Visite, in deren Mittelpunkt inhaltlich wohl der österreichische Beitrag zum Synodalen Prozess stehen dürfte. Zuletzt hatte die österreichische Bischofskonferenz plangemäß – wie alle nationalen Bischofskonferenzen – ihre sogenannte „Synthese“ nach Rom geschickt. Der gesamte Prozess läuft nun auf kontinentaler Ebene weiter, um schließlich in die genannte Bischofssynode zu münden. Diese Synthese ist das Ergebnis von Beratungen und Befragungen in den Diözesen, an denen sich rund 50.000 Personen beteiligt hatten. Themen sind die notorischen innerkirchlichen Streitfragen, der Missbrauchskomplex, aber auch soziale Fragen. Letztlich aber geht es darum, wie die Kirche an Glaubwürdigkeit und Bedeutung wieder gewinnen kann.
Die Gespräche in Rom sind streng vertraulich – über deren Inhalte dringt nichts nach außen.
An den Schwellen
Der sogenannte Ad-limina-Besuch findet turnusmäßig alle fünf bis sieben Jahre statt. Der Name leitet sich von der lateinischen Phrase „visitatio ad limina apostolorum“ ab, auf deutsch „Besuch bei den Türschwellen (gemeint der Grabeskirchen) der Apostel (gemeint Petrus und Paulus)“. Diese Kirchen sind der Petersdom und St. Paul vor den Mauern.
Päpstliche Basiliken
Neben diesen beiden Kirchen zählen auch die Lateranbasilika sowie Santa Maria Maggiore zu den vier Hauptbasiliken in Rom („basilicae maiores“), in denen bei jedem Ad-limina-Besuch feierliche Gottesdienste stattfinden. Dies streicht den genuin spirituellen Charakter dieser Visiten heraus.
Beim letzten Ad-limina-Besuch 2014 stand noch Kardinal Christoph Schönborn an der Spitze der Bischofskonferenz. Der nun amtierende Vorsitzende Erzbischof Franz Lackner war damals erst wenige Wochen als Salzburger Erzbischof im Amt. Für mehrere Bischöfe, unter ihnen Wilhelm Krautwaschl (Graz-Seckau), Hermann Glettler (Innsbruck), Josef Marketz (Gurk-Klagenfurt) und Werner Freistetter (Militärdiözese), wird es der erste Ad-limina Besuch. Schönborn hingegen ist nach 1992, 1998, 2005 und 2014 bereits zum fünften Mal dabei.
Zur Bischofskonferenz gehören alle neun Diözesanbischöfe, der Militärbischof, die vier Weihbischöfe, der Abt von Wettingen-Mehrerau (eine sogenannte Territorialabtei, die direkt dem Heiligen Stuhl unterstellt ist) sowie der Generalsekretär der Bischofskonferenz.
Untergebracht sind die Bischöfe in der Casa Santa Marta, jenem Gästehaus im Vatikan, in dem auch Papst Franziskus wohnt.
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