Der deutsche Fernsehsender WDR hat unlängst sein Publikum gefragt, was es vom Gendern in der Sprache hält. Im Fernsehen ging es natürlich um den gesprochenen Gendergap, also die Genderlücke, wie sie in den Nachrichtensendungen auch des ORF praktiziert wird. Die Ergebnisse der Umfrage in Deutschland brachten eine überwiegende Ablehnung der Gendersprache, und der WDR stellte daraufhin das Gendern ein.
Sanft. Denn es werden, so heißt es in der entsprechenden Erklärung des WDR, die weibliche und die männliche Form genannt, etwa Bürgerinnen und Bürger, aber eben nicht Bürger*innen. Weder wird eine Lücke gesprochen, noch werden in Texten Sternchen und Ähnliches verwendet.
Chefredakteur Stefan Brandenburg schrieb in einem Kommentar, er wolle sich weder als „rückständig“ noch als „Volkserzieher“ beschimpfen lassen: „Gendern spaltet. Nicht-Gendern spaltet auch.“ Als Journalist kämpfe er „für einen Diskussionsraum mit einem gemeinsamen Sprachgebrauch“. Statt immer beide Geschlechter zu nennen, sodass oft in einem Satz der Überblick verloren gehe, könnten männliche und weibliche Formen abwechselnd gebraucht werden: Krankenpfleger und Chefärztinnen, Kindergärtner und Automechanikerinnen, beispielsweise.
Im Auftrag des KURIER erhob das OGM-Institut die Einstellung der österreichischen Bevölkerung zum Gendern, und zwar im ORF, auf Unis und in der Amtssprache. Und hier ist das Ergebnis:
Die Antworten der 1216 Befragten zeigen, dass die Gendersprache auch nach Jahren, in der sie praktiziert wird, noch keine breite Akzeptanz gefunden hat.
Es fängt damit an, dass der Sinn der Sache offenkundig nicht durchgedrungen ist. 81 Prozent meinen, Gendern in der Alltagssprache würde dem Ziel der Gleichstellung von Mann und Frau „keinen Nutzen bringen“. Nur 12 Prozent sind vom Gegenteil überzeugt.
Auffällig ist, dass es zwischen Frauen und Männern wenig Unterschied gibt, auch 79 Prozent der Frauen meinen, Gendern bringe nichts für die Gleichstellung. Bei den Männern sind 85 Prozent dieser Ansicht.
Junge etwas anders
Bei den Unter-30-Jährigen sehen 77 Prozent „keinen Nutzen“, während immerhin 19 Prozent Gendern als nützlich erachten.
Ähnlich ist das Verhältnis im urbanen Raum: Hier sind 79 Prozent überzeugt, Gendern bringe nichts, 15 Prozent halten es für nützlich. Im Vergleich auf dem Land: 85 Prozent „kein Nutzen“, neun Prozent meinen, es bringt sehr wohl etwas.
Die höchste Zustimmung zum Gendern gibt es bei der Frage nach den Universitäten. Sollen die Universitäten weiter gendern? Dazu sagen in der Gesamtbevölkerung zwar 63 Prozent nein und nur 14 Prozent ja, aber die, die es betrifft, sehen die Sache deutlich differenzierter: Bei den Unter-30-Jährigen sind 30 Prozent der Meinung, an den Unis solle weiterhin gegendert werden, 46 Prozent sind dagegen, 24 Prozent ist das „egal“.
WDR-Vorbild für ORF
Beim Ämtern und beim ORF zieht sich die Ablehnung durch: Zwei Drittel der Befragten sind für ein Ende des Genderns in Radio und Fernsehen und in der Amtssprache, nur 14 Prozent sind für eine Fortführung. Hier schließt sich der Kreis zum WDR. Dessen Beschluss, in den Nachrichten nicht mehr zu gendern, heißen 66 Prozent der Befragten gut.
Nur bei den Jungen unter 30 ist jeder Fünfte fürs Gendern im öffentlichen Diskurs, aber auch hier ist jeder Zweite dagegen..
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