21-Jähriger als führender Funktionär der Kärntner Slowenen

Der 21-jährige Student Manuel Jug ist neuer Obmann des Zentralverbands.
Student Manuel Jug übernahm die Leitung des Zentralverbands, einer der drei Organisationen der Kärntner Volksgruppe.

Als Marjan Sturm 1992 sein Amt als Obmann des Zentralverbands der Slowenischen Organisationen in Kärnten (ZSO) antrat, war sein Nachfolger noch nicht einmal auf der Welt. Zu jung für die Aufgabe fühlt sich Manuel Jug, der Ende Februar Sturm als Chef des Zentralverbands ablöste, trotz seiner 21 Jahre aber nicht: „Nein, das geht schon“, sagt zum KURIER, räumt jedoch ein, dass es innerhalb der Organisation durchaus auch etwas Kritik ob seiner Kandidatur gab.

Jug reizt an seinem neuen Amt die Möglichkeit, Volksgruppenpolitik aktiv mitzugestalten und so zum Erhalt der Sprache und Kultur der slowenischen Volksgruppe in Kärnten beizutragen. Den Dialog wird er nicht nur nach außen führen müssen, sondern auch nach innen.

Eine Volksgruppe, drei Organisationen

Die Kärntner Slowenen werden nämlich gleich durch drei Organisationen repräsentiert: Den Zentralverband, der 1955 aus slowenischen Widerstandsgruppen hervorgegangen ist und in seinem Selbstverständnis immer links zu verorten war – dazu passt, dass Jug in der SPÖ aktiv ist.

Älteste Organisation ist der Rat der Kärntner Slowenen, 1949 gegründet und seit 2010 vom Diplomaten Valentin Inzko angeführt. Die Politik des als kirchennah geltenden Rats war in den letzten Jahren allerdings wenig diplomatisch: Während sich der Zentralverband unter Sturm dem Dialog mit dem Kärntner Heimatdienst (dem seit 47 Jahren Josef Feldner vorsteht) verschrieb und so den Weg zur Kärntner Ortstafellösung ebnete, zeigte der Rat in den vergangenen 20 Jahren deutlich weniger Gesprächs- und Kompromissbereitschaft in Fragen der Volksgruppenpolitik.

Das führte dazu, dass 2003 der damalige Obmann des Rats, Bernard Sadovnik, im Streit ging. Er war vielen in der Organisation zu freundlich im Umgang mit dem damaligen Landeshauptmann Jörg Haider. So wurde dann auch die von Sadovnik ins Leben gerufene Gemeinschaft der Kärntner Sloweninnen und Slowenen als BZÖ-nah verschrien. Sadovnik selbst ist für die Slowenische Einheitsliste Enota Lista Bürgermeister in Globasnitz. Die stellvertretende Obfrau, Zalka Kuchling, sitzt für die Grünen im Kärntner Landtag.

PK ZUR EINIGUNG AUF 164 ZWEISPRACHIGE ORTSTAFELN IN KÄRNTEN:

Marjan Sturm, Valentin Inzko, der damalige Landeshauptmann Gerhard Dörfler, Ex-Staatssekretär Josef Ostermayer und Bernard Sadovnik anlässlich der Einigung zu den zweispracheigen Ortstafeln 2011.

Während Jug die Zusammenarbeit mit der Gemeinschaft als „sehr gut“ bezeichnet, sei die mit dem Rat „korrekt“. Differenzen gibt es etwa bezüglich des politischen Engagements auf Landesebene. Während sich der Rat für eigene slowenische Listen ausspricht, befürwortet der Zentralverband die Kandidatur von Kärntner Slowenen auf Listen bestehender Parteien.

Reges Schulwesen

Wie groß die Volksgruppe der Kärntner Slowenen ist, kann übrigens nicht einmal das Volksgruppenbüro in der Kärntner Landesregierung genau sagen. 2001 gaben 12.500 Personen Slowenisch als Umgangssprache an. Dieses Kriterium wird jedoch nicht mehr abgefragt. 

Trotzdem ist das Slowenische in (Süd-) Kärnten höchst präsent. So gibt es 57 Volksschulen, 18 Mittelschulen und drei höhere Schulen mit zweisprachigem Unterricht und mehr als 4000 Schülern. 

21-Jähriger als führender Funktionär der Kärntner Slowenen

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