1.977 Rassismus-Meldungen: "Wir sehen immer nur die Spitze des Eisbergs"

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Zara-Report weist auf strukturellen und institutionellen Rassismus hin. Politikwissenschafter Hafez erinnert an "Operation Luxor".

"Rassismus hat System", so Fiorentina Azizi-Hacker, Leiterin der ZARA-Beratungsstellen. In Zahlen ausgedrückt: 1.977 Mal wurde institutioneller und struktureller Rassismus bei Zara (Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit) gemeldet. "Wir sehen vom Eisblock Rassismus immer nur die Spitze." Seit 2021 sei nur eben diese Spitze sichtbar - nach einem Anstieg von Meldungen 2020, sensibilisiert durch die Black Lives Matter-Bewegung in den USA. 

Im Internet sei die "Omnipräsenz von Rassismus" besonders sichtbar, so Azizi-Hacker. In Zahlen:

1.177 gemeldete Fälle betreffen das Internet, 273 den öffentlichen Raum, 185 Güter & Dienstleistungen, 112 staatliche Behörden und Institutionen, 104 die Arbeitswelt, 102 die Polizei und 84 Politik & Medien.

ZARA Report: Weniger Meldungen heißt nicht weniger Rassismus

22 Prozent der Meldungen kommen von Betroffenen selbst. Rechnet man die Meldungen betreffend Internet heraus, sind es 43 Prozent. Es sei besonders wichtig, dass es einen Ort gibt, wo Menschen sich sicher und gehört fühlen. "Rassismus darf in unserer Gesellschaft nicht die Norm sein." Laut Rassismus-Report 2021 sind Frauen doppelt so oft von Rassismus im öffentlichen Raum betroffen wie Männer. 

Farid Hafez, Politikwissenschafter, führt aus, dass sich Rassismen sowohl unbeabsichtigt und unbewusst ereignen als auch bewusst. Hafez nennt als Beispiel für letzteres die "Operation Luxor", von der er wie seine Familie selbst betroffen waren.

Die Polizeiakten dazu läsen sich teils ähnlich wie das Manifest des rechtsextremistischen norwegischen Attentäters Anders Behring Breivik. Er sprach von institutionalisiertem Rassismus und kritisiert, dass seit der Kanzlerschaft von Sebastian Kurz ﴾ÖVP﴿ Muslimischsein an sich als potenzielle Bedrohung angesehen werde. Hier müsse es eine Kehrtwende der Politik geben.

"Politischer Islam ist nicht mehr oder weniger als Islam." Der Österreichische Integrationsfonds habe "Expertinnen und Experten eingeladen, die die Gefahr des "Politischen Islam medienwirksam " verbreitet haben. Hafez spricht von "wichtigen Stimmen aus Deutschland und der Schweiz, die zur Wissensproduktion beigetragen" und damit zu institutionellem Rassismus.

Über die Motivlage wegen der Operation Luxor kann Hafez nicht sprechen, wohl aber über den Effekt. "Die Stille in der muslimischen Zivilgesellschaft unmittelbar nach der Operation Luxor" sei ein Effekt gewesen. Von über 1.500 Aktenteilen gelte ein Teil Hafez. Darin heiße es, über Islamophobie zu sprechen, das bedeute ein Kalifat errichten zu wollen. 

Der Umstand, dass Hafez' Tochter um fünf Uhr früh im Zuge der "Operation Luxor" geweckt wurde, eine Waffe in ihr Gesicht gerichtet wurde, wie auch Licht, das habe medial in Österreich keine Beachtung gefunden. 

Zu Wort meldete sich auch Emmeraude Banda vom „Black Voices“‐Volksbegehren. Österreich habe ein tief gehendes Rassismusproblem, sagte er. Er sei
Teil der Gesellschaft und habe feste Strukturen etabliert. Spürbar werde die etwa im Bildungs‐ oder dem Arbeitsmarktbereich, aber auch in rassistischen
Denkmälern, Straßen‐ und Prdoduktnamen, die stets mit Traditionsargumenten verteidigt würden.

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